Für den kommenden Winter erwartet die EU-Kommission eine Rezession in der gesamten Euro-Zone. Die Deutsche Wirtschaft soll sich laut der Herbstprognose besonders schlecht entwickeln.
Was eine Rezession ist, wie es dazu kommt und welche Folgen eine Rezession hat, erfährst du in diesem Beitrag. Außerdem erklären wir dir, was eine Rezession für dich als Anleger bedeutet und welche Schritte du nun ergreifen solltest.
Was ist eine Rezession?
Unter dem Begriff „Rezession“ versteht man in der Volkswirtschaftslehre den Rückgang der Konjunktur. Die Wirtschaftsleistung eines Landes (gemessen am BIP) schrumpft während einer Rezession, das Wirtschaftswachstum ist also negativ. Eine Rezession ist anders ausgedrückt ein wirtschaftlicher Abschwung.
Wenn zwei Quartale hintereinander das Bruttoinlandsprodukt schrumpft, spricht man von einer technischen Rezession. Hält diese Phase über einen längeren Zeitraum an, handelt es sich um eine Depression. Bei einer Depression erreicht die Wirtschaftsleistung ihren Tiefstand im Konjunkturzyklus. Für die Bestimmung einer technischen Rezession wird das kalender- und preisbereinigte BIP herangezogen.
So wird etwa die Zahl der Feiertage aus den Messzahlen herausgerechnet, sodass die Jahresdaten miteinander vergleichbar sind. Zudem wird das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt, was bedeutet, dass Preiseinflüsse, wie die Inflation, herausgerechnet werden, um die reale Wirtschaftsleistung zu messen.
Eine Rezession zeichnet sich meist einige Monate im Voraus ab. Häufig wird über die sich verschlechternde Wirtschaftslage bereits seit längerer Zeit in den Nachrichten berichtet.
Wie kommt es zu einer Rezession?
Da die wirtschaftliche Entwicklung in der Regel zyklisch verläuft, folgt die Rezession auf die Phasen des wirtschaftlichen Aufschwungs und der Hochkonjunktur. Die Rezession ist eine der vier Phasen des Konjunkturzyklus.
Wenn in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen weniger Waren und Dienstleistungen in einem Land hergestellt werden, kommt es zu einer Rezession. Das kann die Folge einer zurückgehenden Nachfrage sein aufgrund von gestiegenen Preisen (Inflation). Während des „Booms“ steigen häufig die Preise, da die Nachfrage besonders hoch ist und es zu Lieferengpässen kommen kann. Durch die steigenden Preise nimmt jedoch die Kauflaune der Konsumenten ab, weshalb die Unternehmen mehr anbieten, als gekauft wird.
Wissenschaftler sind sich generell nicht einig darüber, weshalb es zu Rezessionen kommt. Manche gehen davon aus, dass es an strukturellen Veränderungen wie dem technologischen Wandel liegt, die Unternehmen dazu zwingen, Mitarbeiter zu entlassen. Ein weiterer Faktor kann die Fehlkalkulation von Unternehmen in der Hochphase sein. Die Unternehmen überschätzen möglicherweise die Nachfrage, investieren zu viel in den Produktionsaufbau und müssen im Anschluss ihre Kapazitäten wieder zurückfahren.
Auch externe Faktoren wie der Ukraine-Krieg oder globale Pandemien wie die des Corona-Virus können die Wirtschaft schwächen und in eine Rezession stürzen.
Allgemein verschlechtern sich in einer Rezession die Geschäftsaussichten der Unternehmen und die Nachfrage nach Gütern nimmt ab. Die Unternehmen reagieren darauf mit Produktionseinschränkungen und zurückgestellten Investitionen. Durch vermehrte Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit werden die Konsumenten verunsichert und sparen einen größeren Teil ihres Einkommens, wodurch die Spirale des Abschwungs sich verstärkt und es zu einer Rezession kommt.
Normalerweise kommt es in einer Rezession zu einer Verlangsamung der Preissteigerungen. Manchmal sinken die Preise sogar (Deflation). Wenn es zu einer Deflation kommt, verstärkt sich die Abwärtsspirale abermals, da Unternehmen und Haushalte noch zurückhaltender konsumieren, weil sie mit sinkenden Preisen rechnen. Dann ist eine tiefe Depression meist nicht mehr weit entfernt.
Welche Folgen hat eine Rezession?
In einer Rezession nimmt die Nachfrage ab, Unternehmen fahren ihren Produktion zurück, die Arbeitslosigkeit nimmt zu und es kommt oft zu Preissenkungen.
Klassische Folgen einer Rezession sind:
- eine sinkende Nachfrage
- überfüllte Lager
- Abbau von Überstunden und beginnende Kurzarbeit
- Entlassung von Arbeitskräften
- zurückgestellte Investitionen der Unternehmen
- stagnierende oder sinkende Preise, Löhne und Zinsen
- fallende Börsenkurse
Der Arbeitsmarkt wird von einer Rezession in der Regel am Härtetesten getroffen. Sobald sich die Geschäftslage für Unternehmen verschlechtert, werden Mitarbeiter entlassen oder in Kurzarbeit geschickt. Dann droht ein Teufelskreis: Die privaten Haushalte verlieren dadurch an Einkommen und es wird weniger konsumiert, was sich wieder negativ auf die Konjunktur auswirkt.
Auch die Kreditnachfrage nimmt in Krisenzeiten ab und es werden keine größeren Investitionen mehr getätigt. Das macht sich unter anderem daran bemerkbar, dass Menschen ihren Traum vom Eigenheim aufgrund der wirtschaftlich unsicheren Situation erstmal zurückstellen. In einer Rezession fallen deshalb häufig die Immobilienpreise. Um der sinkenden Nachfrage entgegenzuwirken, senken die Zentralbanken während einer Rezession häufig die Leitzinsen, sodass Kredite und Konsum wieder attraktiver werden.
Branchen, die besonders von einem wirtschaftlichen Abschwung betroffen sind, sind die Automobilbranche, das Baugewerbe und der Maschinenbau. Vor allem Unternehmen aus diesen Bereichen erzielen in wirtschaftlich angespannten Zeiten weniger Gewinn, was an der Börse zu fallenden Aktienkursen und sinkenden Dividenden führt.
Was bedeutet eine Rezession für Anleger?
Für dich als Anleger ist eine Rezession meist mit Kursverlusten verbunden. Die Höhe der Verluste hängt von der Art der Geldanlage ab. Besonders von Kurseinbrüchen betroffen sind Aktien und Aktienfonds. Andere Wertanlagen wie Gold und Anleihen sind in Krisenzeiten gefragter als sonst, da sie als „sichere Hafen“ gelten.
Trotzdem gibt es natürlich keine Garantie dafür, dass Anleihen und Gold während einer Rezession im Wert steigen. Für den Aktienmarkt gilt: Auf jeden Bärenmarkt folgt auch wieder ein Bullenmarkt. Langfristiges Investieren zahlt sich aus. Trotz früheren Rezessionen wurden Kursverluste immer wieder mehr als ausgeglichen.
Bei Kursverlusten in Panik zu verfallen und sein Depot aufzulösen, ist keine gute Idee. Bestenfalls sitzt du die Krisen aus und nutzt günstige Kurse zum Nachkaufen. Langfristig risikoarm investieren kannst du zum Beispiel mit einem Welt-ETF, der zahlreiche Aktien der unterschiedlichsten Unternehmen und Branchen bündelt. So wird das Risiko gestreut und du profitierst von der Entwicklung der Weltwirtschaft.
Wie verhalte ich mich in einer Rezession: 5 Tipps
Nun folgen 5 Tipps, wie du dich in einer Rezession verhalten solltest. Mit diesen Tipps kommst du ohne Probleme durch die wirtschaftlich angespannte Phase.
1. Reduziere deine Ausgaben
Als erstes solltest du dir einen Überblick über deine finanzielle Situation verschaffen. Dafür kannst du beispielsweise ein Haushaltsbuch führen oder eine der zahlreichen hilfreichen Budgetierungs-Apps nutzen.
So kannst du deine täglichen, wöchentlichen und monatlichen Ausgaben verfolgen und bekommst ein bessere Gefühl dafür, wofür du dein Geld ausgibst.
Anschließend solltest du darüber nachdenken, deine Ausgaben zu reduzieren und die Dinge, die dich am wenigsten weiterbringen, zu streichen. Das können beispielsweise mehrere Streaming-Abonnements oder Clubmitgliedschaften sein.
Vernünftigerweise solltest du den Gürtel etwas enger schnallen, indem du z. B. deine Abonnements überdenkst, weniger im Restaurant essen gehst und allgemein weniger konsumierst.
2. Begleiche deine Schulden
Mit dem Geld, das du durch Tipp Nr. 1 sparst, solltest du mögliche Schulden abbezahlen. Zudem solltest du keine neuen Krediten aufnehmen.
So verschaffst du dir in einer Wirtschaftskrise finanzielle Spielräume und kannst nachts ruhiger schlafen. Schulden beeinträchtigen nämlich deine finanzielle Entscheidungsfreiheit und können dich in unangenehme Situationen bringen, wenn du in einer Rezession etwa deinen Job verlierst oder dein Einkommen wegbricht.
3. Spare dir einen Notgroschen an
Unabhängig von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage solltest du immer einen Notgroschen haben, auf den du, wie der Name schon sagt, in Notfällen zurückgreifen kannst.
Drei Nettomonatsgehälter solltest du zur Seite legen, falls etwas Wichtiges kaputt geht oder du anderweitig in finanzielle Schwierigkeiten gerätst. Mit einem Notgroschen wirst du nicht so schnell finanziell aus der Bahn geworfen.
Für das Ansparen einer solchen Liquiditätsreserve eignet sich ein Tagesgeldkonto, auf das du jederzeit ohne Verlust zugreifen kannst.
4. Diversifiziere dein Einkommen
Grundsätzlich solltest du nicht nur deine Investments diversifizieren, sondern auch dein Einkommen.
Wenn du nur eine Einkommensquelle wie etwa dein Angestelltenverhältnis hast, läufst du Gefahr, deine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen zu können, sobald deine einzige Einkommensquelle wegbricht.
In einer Rezession kann es relativ schnell dazu kommen, dass du deinen Job verlierst. Auch für Angestellte gibt es keine 100-prozentige Einkommenssicherheit.
Um dein Einkommen zu diversifizieren, brauchst du nicht unbedingt einen klassischen Nebenjob. Du kannst dir theoretisch auch mit Dividendenaktien ein Nebeneinkommen aufbauen, wenn du über genug Kapital verfügst. Falls du ein eigenes Haus besitzt, kannst du auch einige Zimmer vermieten und dir eine neue Einkommensquelle erschließen. Eventuell ist für dich auch eine nebenberufliche Selbstständigkeit interessant.
5. Diversifiziere deine Investitionen
Die Diversifizierung deiner Investments ist enorm wichtig, um das Risiko eines Verlusts zu verringern. Setzt du beispielsweise nur auf einzelne Aktien, kann es in einer Rezession zu hohen Verlusten kommen.
Aus diesem Grund solltest du dein Kapital auf verschiedene Aktien aus unterschiedlichen Branchen verteilen. Eine Aufteilung auf andere Anlageklassen wie Edelmetalle, Anleihen und Festgeld ist ebenfalls sinnvoll.
Überdenke gegebenenfalls auch deine langfristige Anlagestrategie. Vielleicht warst du in der Vergangenheit zu gierig und hast überwiegend auf riskantere Geldanlagen wie Wachstumsaktien gesetzt. Dann weißt du für die Zukunft, dass du vermehrt in konservative Werte wie Konsumbasisgüter-Aktien investieren solltest. Deine riskanteren Aktien solltest du aber keinesfalls verkaufen, wenn du mit ihnen im Minus bist.
Fazit: Wie verhalte ich mich in einer Rezession?
Du kannst zwar nicht kontrollieren, ob es zu einer Rezession kommt, aber du kannst kontrollieren, ob du auf schwierige Zeiten vorbereitet bist. Ergreife schon im Vorfeld die notwendigen Schritte, um deine Finanzen auf ein solides Fundament zu stellen.
Mit einer guten Vorbereitung ist ein wirtschaftlicher Abschwung nicht mehr so beängstigend, wie er anfangs scheint. Behalte deine Ausgaben im Blick, streiche unnötige Kosten, tilge deine Schulden, diversifiziere deine Einkommensquellen und Investments und du wirst gut auf Wirtschaftskrisen vorbereitet sein.