Viele Filme über die Börse zeigen hektische Broker und Investoren im Kampf darum, wer am schnellsten auf Kursschwankungen reagiert. In der Realität läuft es an der Börse meist anders ab. Die Anlagestrategie vieler Börsianer ist eine langfristige. Vor allem die Buy and Hold Strategie ist sehr beliebt.
Was sich hinter dieser verbirgt, wie sie funktioniert und ob sie für dich geeignet ist, erfährst du in diesem Beitrag. Wer langfristig an der Börse Erfolg haben will, braucht eine Anlagestrategie.
Wie funktioniert die Buy and Hold Strategie?
Wie der Name schon verrät, geht es darum, seine Investitionen über viele Jahre zu halten und von der nachhaltigen Wertentwicklung zu profitieren. Die meisten Investoren setzen Buy and Hold mit Aktien oder ETFs um. Natürlich kann die Strategie auch auf andere Anlageklassen wie Fonds und Immobilien übertragen werden.
Wer aktiv mit diesen Anlageklassen handelt, muss meist hohe Gebühren zahlen, welche die Rendite schmälern. Außerdem ist es bei einer kurzfristigen Investition viel essenzieller den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden. Für Buy and Hold Investoren spielen der Ein- und Aussteig eine nicht so starke Rolle. Wenn du deine Investments über einen langen Zeitraum hältst, sparst du Gebühren und kannst dich über höhere Gewinne freuen.
Die Buy and Hold Strategie nimmt die Spannung und Hektik aus dem Investieren. Du kannst deinen Ausstiegszeitpunkt frei wählen, Gewinne realisieren und musst dich nicht nach der kurzfristigen Kursentwicklung einer Aktie richten. Buy and Hold ist im Grunde das Gegenteil des Daytradings.
Wenn du die Anlagestrategie anwenden möchtest, brauchst du Geduld und Durchhaltevermögen. Wahrscheinlich wird es dir im ersten Moment schwerfallen, eine Aktie nicht zu verkaufen, wenn ihr Kurs fällt. Doch genau darin liegt der Erfolg der Buy and Hold Strategie. Kursverluste werden durch zukünftige Renditen ausgeglichen.
Was spricht für die Buy and Hold Strategie?
Tatsächlich ist die Buy and Hold Strategie eine der erfolgreichsten Anlagestrategien.
Verfechtern des Buy and Holds geht es nicht um schnelle Gewinne, sondern eine sichere Investition, die nachhaltig Rendite erwirtschaftet. Ziel ist es, über mehrere Jahrzehnte eine Vermögen aufzubauen. Da die Buy and Hold Strategie wegen ihrer langfristigen Ausrichtung vom Zinseszinseffekt profitiert (bei Reinvestition der Dividende), kann sie als sehr sicher angesehen werden. Das Risiko ist im Vergleich zu anderen Anlagestrategien gering.
Außerdem ist der Erfolg der Strategie wissenschaftlich belegt. Es gibt Studien, die beweisen, dass Buy and Hold zum Anlageerfolg führt. Ein weiterer Vorteil ist die Gelassenheit. Wenn du Buy and Hold Investor bist, kannst du nachts ruhiger schlafen, weil du weißt, dass Verluste nur vorübergehend sind.
Langfristige Investitionen zahlen sich aus
Aktien sind in Wirklichkeit nicht so riskant, wie viele Menschen denken. Aktienkurse sind von Schwankungen betroffen – das steht außer Frage. Das Bild ändert sich aber bei einer langfristigen Betrachtung. Das Risiko ist dann deutlich überschaubarer, denn Aktien steigen langfristig.
Gerade in Zeiten niedriger Zinsen ist es riskanter, das Geld auf dem eigenen Sparkonto zu belassen, wo es der Inflation zum Opfer fällt. Mit einem gut diversifizierten Aktienportfolio konnte man in den vergangenen Jahren ordentliche Renditen erzielen – trotz mancher Börsencrashs, die Buy and Hold Investoren einfach aussaßen.
Als Beweis ein Screenshot der Kursentwicklung des MSCI World Index:
Wie du siehst, gibt es immer wieder Kurseinbrüche. Langfristig ist der Index aber im Wert gestiegen.
Vor- und Nachteile der Buy and Hold Strategie
Was sind die Vor- und Nachteile der Buy and Hold Strategie?
Vorteile
Erfolgreich: Verschiedene Studien haben bewiesen, dass Buy and Hold als Anlagestrategie funktioniert. Trotzdem funktioniert die Strategie nicht mit jeder Aktie. Du solltest auf starke, bereits etablierte Unternehmen mit einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell setzen.
Geringes Risiko: Wenn du mehrere Aktien und Fonds für dein Portfolio ausgewählt und das Risiko angemessen gestreut hast, ist das Risiko eines Verlustes gering. Kurzfristige Kursschwankungen spielen beim Buy and Hold keine Rolle, weshalb die Anlagestrategie deutlich berechenbarer und vernünftiger ist als hektisches aktives Investieren.
Kein Stress und keine Sorgen: Buy and Hold Investoren sparen sich einiges an Zeit und Nerven. Sie müssen nicht ständig die Aktienkurse und allgemeinen Entwicklungen der Börse im Blick behalten. Dennoch solltest du deine Aktien nicht ganz aus dem Blickfeld verlieren und ggf. ein Rebalancing „schwächerer“ Aktien vornehmen.
Leicht umsetzbar: Wenn du die Buy and Hold Strategie verfolgst, solltest du dich zwar genauso gut informieren wie spekulative Anleger, allerdings kannst du dir das Wissen über einen längeren Zeitraum aneignen und musst nicht immer Up to Date sein. Die Anlagestrategie eignet sich deshalb auch für Börsenneulinge.
Niedrigere Gebühren: Weil du langfristig investierst, sparst du dir einiges an Transaktionsgebühren. Du kaufst und verkaufst deine Aktien nicht ständig. Hin und her macht schließlich Taschen leer. Die besten Depot-Anbieter für die Buy and Hold Strategie findest du hier.
Nachteile
Die Nachteile der Buy and Hold Strategie sind überwiegend psychologischer Natur. Faktenbasierte Argumente gegen Buy and Hold gibt es nur sehr wenige.
Durchhaltevermögen benötigt: Vor allem in Krisenphasen musst du als langfristiger Investor die Beine stillhalten und die Nerven bewahren. Das kann nicht immer einfach sein. Größere Kurseinbrüche gibt es an der Börse immer – selbst bei soliden Unternehmen. Du kannst dich im Vorhinein darauf einstellen und dir immer wieder vor Augen führen, dass Aktien langfristig steigen. Bestenfalls nutzt du die Kurseinbrüche zum Nachkaufen.
Nur gute Aktien ins Depot legen: Für deinen Erfolg benötigst du echte Qualitätsunternehmen. Als Einsteiger kann es schwierig sein, gute Aktien auszuwählen. Genauso kann es manchmal notwendig sein, schwache Aktien zu verkaufen, weil sie nur die Performance runterziehen. Das zurückgewonnene Geld sollte dann in aussichtsreichere Kandidaten investiert werden. Wenn du dich mit der Auswahl einzelner Aktien schwertust, kannst du in breit gestreute ETFs investieren. Mit diesen ist die Entwicklung deines Kapitals von gleich mehreren Aktien abhängig, was das Risiko verringert.
Falschen Zeitpunkt erwischen: Selbst wenn sich der Einstiegszeitpunkt mit den Jahren relativiert, kann er zumindest anfangs einiges an Rendite kosten. Das gleiche gilt für einen schlechten Ausstiegszeitpunkt. Ein Wertpapiersparplan kann durch regelmäßiges Investieren Abhilfe schaffen. Der Cost Average Effect tritt ein.
Geduldig bleiben: Vielen Anlegern ist die Buy and Hold Strategie zu langweilig. Sie wollen durch Aktionismus in kurzer Zeit hohe Gewinne erzielen, was meist in die Hose geht. Das langfristige Investieren ist am besten. Bleib geduldig und nutze deine Zeit, um anderweitig Geld zu verdienen.
Buy and Hold birgt auch Risiken
Obwohl die Buy and Hold Strategie deutlich risikoärmer ist als andere Anlagestrategien, gibt es auch hier einige Risiken.
Wie bei anderen Strategien gilt: Information ist alles. Warren Buffett, der selbst ein stolzer Buy and Hold Investor ist, nimmt sich häufig mehrere Wochen Zeit, um sich über interessante Aktien ein genaues Bild zu machen. Er liest Geschäftsberichte, beschäftigt sich mit der Branche, dem Geschäftsmodell und den Wettbewerbern.
Wichtig ist, dass du die Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle verstehst. Du musst wissen, in was du investierst. Nur so kannst du Chancen und Risiken richtig einschätzen.
Eine regelmäßige Anpassung ist notwendig
Mindestens einmal im Jahr solltest du eine Anpassung deines Portfolios (Rebalancing) vornehmen. Überprüfe die Diversifikation: Sind die Gewichtungen noch wie anfangs festgelegt?
Wenn nicht, sollten schwächere Werte nachgekauft und stärkere Werte zum Teil verkauft werden. Andernfalls sind manche Aktien zu hoch gewichtet. Wenn diese dann abrupt an Wert verlieren, erleidet dein Portfolio einen überproportionalen Verlust.
Buy and Hold Strategie in der Anwendung
Du hast dich für die Buy and Hold Strategie entschieden?
Dann solltest du auf die Diversifikation deiner Investments achten. Wie man so schön sagt: Nicht alle Eier in einen Korb legen. Im nächsten Abschnitt erklären wir dir die Diversifikation noch etwas genauer.
Buy and Hold bedeutet übrigens nicht, seine Investments zu halten, komme was wolle. Wenn sich fundamentale Kennzahlen eines Unternehmens ändern, die Branche in eine dauerhafte Krise gerät oder neue Konkurrenz den Gewinn schmälert, kann es durchaus sinnvoll sein, schlechte Aktien zu verkaufen. Das setzt allerdings ein tiefes Verständnis für Unternehmen, einzelnen Branchen und künftigen Entwicklungen voraus.
Diversifikation ist ein Muss
Mit einem diversifizierten Portfolio kannst du den Erfolg deiner Geldanlage maximieren. Wenn du deine Investitionen diversifizierst, kannst du nachts ruhiger schlafen und musst nicht ständig über den Kauf und Verkauf einzelner Aktien nachdenken. Verluste gleichen sich mit den Gewinnen aus.
Diversifikation bzw. Asset Allocation ist wichtig, damit du nicht dein gesamtes Kapital verlierst, sobald ein Aktienkurs einbricht. Es geht darum, die Risiken auf mehrere Assets zu streuen.
Welche Aktien eignen sich für Buy and Hold?
Du weißt bereits, dass du für die Umsetzung der Buy and Hold Strategie in bereits etablierte Unternehmen investieren solltest. Diese erzielen stabile Gewinne und werden auch noch in einigen Jahren relevant sein.
Wenn du genügend Zeit hast, lohnt es sich, eine Fundamentalanalyse durchzuführen, bei der du dir die Unternehmensstruktur, Geschäftsberichte, Bilanzen, das Geschäftsmodell und die Unternehmensstrategie anschaust.
Für wen ist die Anlagestrategie geeignet?
Buy and Hold lohnt sich für jeden, der langfristig Vermögen aufbauen möchte. Die Strategie macht es möglich, ohne viel Stress und Zeitaufwand erfolgreich Geld anzulegen.
Börsenlegende André Kostolany bringt auf den Punkt, was viele Anleger bis heute nicht verstehen:
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: Indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden.
Auch an der Börse gibt es keinen schnellen Reichtum. Natürlich locken einige Spekulationen mit hohen Gewinnen, aber in der Regel verspekuliert man sich. Wer die Buy and Hold Strategie verfolgt, kann sich zurücklehnen und sein Geld für sich arbeiten lassen. Der Wert des Portfolios steigt mit den Jahren automatisch an. Jedes Jahr wird man ein Stück reicher. Alles Gute braucht eben Zeit.
Was sagen bekannte Investoren zur Buy and Hold Strategie?
Benjamin Graham war ein einflussreicher amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Investor. Er wies bereits Ende der vierziger Jahre darauf hin, dass man möglichst wenig Werte erwerben und diese viele Jahre liegen lassen soll. In seinem Buch „The Intelligent Investor“ beschreibt er dieses Prinzip. Das Buch gilt unter vielen Investoren als die „Investment-Bibel“.
John Bogle war der Gründer des Vermögensverwalters Vanguard. Er hat die Idee der Buy and Hold Strategie Mitte der 70er-Jahre erweitert und erstmals mit Indexfonds verknüpft. Anleger sollten laut ihm nicht mehr nur auf Aktien setzen, sondern ihr Portfolio möglichst passiv an einem Index ausrichten. Die Indizes der Volkswirtschaften würden langfristig immer steigen.
Auch das Börsenorakel aus Omaha, Warren Buffett, empfiehlt, Aktien langfristig zu halten. André Kostolany gilt als einer der Erfinder der Buy and Hold Strategie. Er wird mit seinem berühmten Zitat noch deutlicher:
Häufige Denkfehler
In Bezug auf die Buy and Hold Strategie gibt es häufige Denkfehler, die wir aus deinem Kopf verbannen wollen.
Buy and Hold ist einfach
Ja, Buy and Hold ist als Anlagestrategie vergleichsweise einfach, aber viele Anleger halten die Strategie für zu einfach.
Der Aktienmarkt ist komplex, viele Faktoren beeinflussen die Entwicklung der Unternehmen und ihren Aktienkursen. Trotz eines langfristigen Anlagehorizonts solltest du dich mit deinen Investitionen und der Wirtschaft beschäftigen. Du musst verstehen, was du tust und wie Aktien sowie die Unternehmen dahinter funktionieren.
Buy and Hold ist nicht zeitintensiv
Das stimmt nur zum Teil.
Vor allen Dingen kurz vor dem Ein- und Ausstieg musst du viel Zeit investieren. Du solltest dich über das entsprechende Unternehmen informieren, Chancen und Risiken kennen und das Geschäftsmodell verstehen.
Mindestens einmal pro Jahr ist ein Rebalancing empfehlenswert. Außerdem solltest du dein Hintergrundwissen bezüglich deiner Investitionen und der Aktienmärkte regelmäßig auffrischen.
Die zwischenzeitliche Entwicklung ist irrelevant
Obwohl du langfristig investierst, solltest du dein Depot nicht komplett aus den Augen verlieren.
Kaufen und Halten bedeutet nicht, an schlechten Unternehmen festzuhalten. Manchmal ist es notwendig, sich von bestimmten Aktien zu trennen, wenn sich das Unternehmen schlecht entwickelt oder man sich nicht mehr mit diesem identifizieren kann.
Es braucht keine Ausstiegsstrategie
Im besten Fall setzt du dir Ziele, die du mit deiner Geldanlage erreichen willst. Wie viel Rendite willst du pro Jahr erzielen und unter welchen Umständen wirst du Aktien verkaufen?
Das sind wichtige Fragen, mit denen Entscheidungen verknüpft sind, die du nicht spontan aus dem Bauch heraus treffen solltest. Es ist sinnvoll, bereits jetzt eine Ausstiegsstrategie zu haben – unabhängig davon, wie lange du deine Aktien halten willst.