Krisen gehören zum Leben wie Kursschwankungen zum Aktienmarkt.
Ein Aktienkurs ist nie stabil. Er schwankt immer. Je nach Unternehmen und äußeren Umständen gibt es größere und kleinere Schwankungen. Es gibt Aktien, die sind meist erfolgreich und es gibt Aktien, die regelmäßig tiefe Kurse verzeichnen oder sogar ganz vom Markt verschwinden.
In deinem Leben ist es auch so. Es besteht aus Höhen und Tiefen. Du erlebst Krisen, die durch äußere, nicht beeinflussbare Faktoren auf dich treffen oder auch Krisen, die du selbst verursacht hast. Und je nachdem, was für ein Mensch du bist, können Krisen dich stärken oder schwächen. Im schlimmsten Fall können sie dich sogar zerstören. Im besten Fall gewinnt dein Selbstbewusstsein an Stärke und dein Leben verbessert sich.
Aber was genau charakterisiert die Menschen, die an Krisen nicht zerbrechen? Was brauchst du, damit eine Krise dein Selbstbewusstsein stärkt?
Was genau ist eigentlich eine „Krise“? Welche Arten unterscheidet man?
Krisen gibt es überall: in der Wirtschaft, in Unternehmen, in Ländern, auf der Welt, in der Familie. In diesem Kontext bedeutet eine Krise akute Gefahr für Lebewesen, Umwelt, Vermögenswerte oder die Reputation eines Unternehmens.
Von einer persönlichen Krise spricht man, wenn es dich als einzelnen trifft. Die persönliche Krise ist
ein schmerzhafter seelischer Zustand, der durch ein überraschendes Ereignis oder akutes Geschehen hervorgerufen wird. Plötzlich siehst du dich Hindernissen gegenüber, die du nicht bewältigen kannst oder besser, glaubst nicht bewältigen zu können.
Deine persönliche Krise hat meist einen bedrohlichen Charakter. Deine Normen, Ziele und Werte scheinen plötzlich wertlos. Du befürchtest das Schlimmste und dein ganzes Leben wird möglicherweise auf den Kopf gestellt. Oft weißt du nicht, wie es weitergehen soll und deine Lebensziele sind schlagartig in Frage gestellt.
Die Art und Tiefe der Krise entscheidet, wie du, deine Psyche und dein Selbstbewusstsein darauf reagieren. Es gibt vielleicht Krisen, die beeindrucken dich weniger und du steckst sie mit großer Gelassenheit weg. Und dann gibt es möglicherweise andere, sogar kleinere Krisen, die dich massiv beeinträchtigen.
Beispiele für globale Krisen:
- Kriege und politische Unruhen
- Naturkatastrophen
- Finanzkrisen
- Umweltkrisen
- Pandemien und Epidemien
Beispiele für Lebenskrisen:
- Du erleidest einen plötzlichen Unfall.
- Eine unerwartete Krankheit trifft dich.
- Du verlierst einen lieben Menschen.
- Du bist Opfer eines Gewaltverbrechens geworden.
- Dir wird gekündigt.
- Liebeskummer plagt dich.
- Du stellst den Sinn deines Lebens in Frage.
- Du bist gescheitert.
Globale Krisen können jederzeit auch in eine persönliche Krise münden.
Was ist Resilienz und was hat sie mit Krisen zu tun?
Resilienz ist ein lateinisches Wort und heißt so viel wie „zurückspringen, abprallen“. Der Begriff Resilienz wird sehr oft in der Wissenschaft verwendet. In der Physik zum Beispiel bedeutet Resilienz die Fähigkeit eines elastischen Stoffes, sich wieder in seine ursprüngliche Form zurückzuverwandeln.
In der Psychologie bezeichnet Resilienz die Widerstandskraft eines Menschen. Resilienz ist das, was dir psychische Stärke verleiht, um mit Schwierigkeiten und Krisen fertig zu werden. Es ist dein mentales Kraftreservoir, auf das du in Zeiten der Not zurückgreifen kannst. Je stärker deine Resilienz, umso besser kannst du Krisen meistern.
Du kennst sie sicher auch, diese Menschen, die scheinbar alles aushalten. Einen schweren Unfall und querschnittsgelähmt? Der Verlust eines geliebten Menschen? Eine persönliche Niederlage? Natürlich benötigen auch resiliente Menschen eine Trauer- und Verarbeitungsphase. Aber nach kurzer Zeit sind sie wieder im Leben zurück. Sie schaffen es, auch mit schweren Schicksalsschlägen umzugehen und wieder Freude in ihrem Leben zu finden.
Resiliente Menschen suchen in Krisen schneller nach Lösungen als andere Menschen. Sie lassen es nicht zu, dass Probleme ihr Leben für immer überschatten. Grundsätzlich haben resiliente Menschen eine positive Einstellung zum Leben. Sie übernehmen Verantwortung für ihr eigenes Handeln und lassen sich nicht oder nur wenig von äußeren Umständen bestimmen.
Ein kurzer Blick aufs Selbstbewusstsein
Selbstbewusstsein bezieht sich auf das Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten. Wenn du ein starkes und gesundes Selbstbewusstsein hast, dann kennst du deine Werte, Talente und Fähigkeiten. Du bist überzeugt, dass du auch in schwierigen Situationen erfolgreich sein kannst.
Schwächen sind kein Problem für dich. Du akzeptierst sie und arbeitest daran, ohne dass sie dein Selbstbewusstsein negativ beeinflussen. Alles über das Selbstbewusstsein und wie du es stärken kannst, findest du hier: Selbstbewusstsein stärken: 26 Tipps.
Oft sind selbstbewusste Menschen auch sehr resilient. Und umgekehrt. Resiliente Menschen ruhen in sich – mit einem starken Selbstbewusstsein.
Die vier Phasen einer Krise
Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens irgendeine Art von Lebenskrise. Das Interessante an Krisen ist, dass sie alle einen ähnlichen Verlauf haben. Du kannst grob vier Phasen unterscheiden, die aber stark in Intensität und Dauer variieren. Es passiert natürlich auch, dass eine Phase übersprungen wird oder dass du in einer Phase stecken bleibst.
Phase Eins
Schock und Unglauben. Du kannst es nicht fassen, dass es ausgerechnet dich trifft. Deine Gefühle laufen Achterbahn: Trauer, Hoffnung und Hilflosigkeit wechseln sich ab. Je nach deiner Persönlichkeit und der Schwere der Krise dauert diese Phase wenige Stunden oder mehrere Tage, bis du vollständig realisierst: Es ist tatsächlich passiert.
Phase Zwei
Verleugnung, Wut und Resignation. Nach der ersten „Schockstarre“ erwachst du. Jetzt bist du vielleicht wütend auf dich, auf andere oder auf die Umstände. Oder du verleugnest deine Krise. Möglicherweise aber resignierst du und verfällst in eine Depression. In dieser zweiten Phase erreichen dich die Gefühle der neuen Tatsachen mit voller Wucht.
Phase Drei
Verarbeitung und erste Hoffnung. Dir wird klar, dass die Situation so ist, wie sie ist. Du kannst sie nicht mehr ändern. Du ergreifst erste Maßnahmen, um mit der Krise fertig zu werden. Oft funktionierst du zunächst nur auf sachlicher Ebene. Dein Blick wird klarer und du näherst dich wieder der Realität.
Phase Vier
Neuorientierung und Neuanfang. Du bist nun in der Lage, deine neue Lebensphase mit den geänderten Umständen zu gestalten. Diese letzte Phase kann mehrere Monate oder auch Jahre dauern. Sie zeigt dir aber den Weg aus deiner Lebenskrise.
Es gibt leider immer wieder Menschen, die zerbrechen an Lebenskrisen und finden keinen Weg mehr zurück ins Leben. Sie scheitern in Phase drei. Sie können ihre Krise nicht verarbeiten.
Wie lang und tief du in den einzelnen Phasen bleibst, hängt als Erstes von der Art und Intensität deiner Lebenskrise ab und als Zweites, wie resilient und selbstbewusst du bist. Je größer deine Resilienz und je stärker dein Selbstvertrauen, umso schneller bist du zurück im Leben.
Wie kannst du Krisen meistern? 15 Tipps.
Schwierige Zeiten lassen uns Entschlossenheit und innere Stärke entwickeln.
– Dalai Lama
- Akzeptiere als Erstes, dass Krisen zum Leben gehören. Auch zu deinem Leben. Es funktioniert nicht immer alles wie gewünscht.
- Werde dir den 4 Phasen einer Krise bewusst. Akzeptiere, dass deine Gefühle in den ersten beiden Phasen „verrücktspielen“. Lass deine Gefühle zu. Zeige Trauer oder sei wütend.
- Verliere nie den Glauben an die „Vergänglichkeit“ der Krise. Auch wenn die Krisenzeit sehr schmerzhaft ist, weißt du ganz sicher, dass es vorbeigehen wird. Du wirst es meistern.
- Ändere deinen Fokus und tue Dinge, die dir gut tun. Wenn du in einer Krise steckst, ist plötzlich alles nur noch schlecht. Suche und tue bewusst Dinge, an denen du dich erfreuen kannst.
- Finde neue Leidenschaften. Setze andere Ziele. Du hattest einen Unfall und kannst deinen geliebten Sport nicht mehr intensiv betreiben? Dann suche nach Alternativen. Finde ein neues Hobby. Sei positiv und überzeugt, dass es dir gelingen wird.
Handeln ist das Gegenmittel zur Verzweiflung.
– Joan Baez (amerikanische Sängerin)
- Fokussiere dich auf Lösungen. Versinke nicht in deinem Leid. Stoppe dein Klagen und Jammern.
- Höre auf, einen Schuldigen zu suchen. Mache niemandem Vorwürfe, auch dir selbst nicht.
- Versinke nicht in einer Opferrolle, auch wenn du vielleicht ein Opfer bist. Kurzfristig kann dir die Opferrolle seelische Linderung verschaffen, langfristig ist sie aber Gift. Mit Selbstmitleid, Ausreden und Schuldzuweisungen kommst du nicht weiter.
- Stoppe dein Grübeln. Versuche deine Gedanken von der Krise wegzulenken und auf positive Dinge zu fokussieren.
- Suche Hilfe: In schwierigen Zeiten ist es entscheidend, sich nach Unterstützung umzusehen. Familie, Freunde oder professionelle Hilfe können dir dabei helfen, deine Emotionen zu verarbeiten und Lösungen zu finden. Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten, sondern ein Zeichen von Stärke.
Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.
– John F. Kennedy (ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten)
- Betrachte die Krise als deine persönliche Chance zu wachsen und dich zu entwickeln. Überlege dir, was du aus der Krise lernen kannst. Erkenne das Positive.
- Vertraue auf dein Selbstbewusstsein und dein Selbstvertrauen. Denke an ähnliche Situationen zurück, in denen du gestärkt und mit neuen Erfahrungen aus der Krise hervorgegangen bist.
- Suche „Gleichgesinnte“. Wen kennst du, der eine ähnliche Krise gemeistert hat? Der Vorteil dieser Menschen ist, dass sie deine Gefühle besser verstehen und nachvollziehen können. Das schafft dir enorme Erleichterung und Motivation, es auch zu schaffen. Aber Achtung, verbinde dich nur mit Menschen, die ihre Krise gemeistert haben und positiv denken.
- Lies Bücher oder schaue Videos von Menschen, die Ähnliches hinter sich haben. Schau dir an, welche Strategien sie zur Bewältigung ihrer Krise angewendet haben. Finde Anregungen und Inspirationen, die du für dich übernehmen kannst.
- Versuche deine Schwierigkeiten wie einen Wettkampf im Sport zu betrachten. Wenn du gewinnst und Erfolg hast, dann bist du stolz und dein Selbstbewusstsein wächst. Wenn du verlierst, dann analysierst du deinen Wettkampf und versuchst es das nächste Mal besser zu machen. Du bist in einem ständigen Lernprozess.
Wie kannst du dich auf Krisen „vorbereiten“?
Nahezu alle Krisen lassen sich bewältigen – vorausgesetzt, wir schulen unsere innere Stärke und unser Selbstbewusstsein.
– Siegfried Santura (Autor und Nationalökonom)
So wie du dich mit regelmäßigem Training auf einen Wettkampf vorbereitest, so kannst du dich in deinem Leben für Krisen wappnen. Du beginnst deine Resilienz und dein Selbstbewusstsein kontinuierlich im Alltag zu stärken.
Das Modell der „7 Säulen der Resilienz“ beschreibt sieben Elemente, die du üben und trainieren kannst. Es sind deine persönlichen Ressourcen, mit denen du besser und schneller Rückschläge, Frustration, Stress oder Krisen überwinden kannst.
Die sieben Säulen der Resilienz:
- Selbstbewusstsein: Sich selbst akzeptieren
- Gefühlsstabilität: Opferrolle verlassen
- Optimistischer Realismus
- Handlungskontrolle: Verantwortung übernehmen
- Analysestärke: Zu Lösungen kommen
- Kontaktfreude: Beziehungen gestalten
- Zukunft planen
Für weitere Informationen und detaillierte Übungen: Wie du mit den sieben Säulen der Resilienz jedem Sturm widerstehst.
Krisen – ein Booster für dein Selbstbewusstsein
Was dich nicht herausfordert, verändert dich auch nicht.
– Fred DeVito (Trainer)
Obwohl Krisen oft mit Negativität und Schwierigkeiten in Verbindung gebracht werden, können sie durchaus ungeahnte Kräfte und Fähigkeiten in dir aktivieren.
Erinnerst du dich an deine letzte Krise? Welche Eigenschaften von dir hast du neu entdeckt? Mehr Ruhe und Gelassenheit? Eine größere Entscheidungskompetenz? Fokus auf das Wichtige im Leben? Bist du dir und deinem wahren Ich näher gekommen?
In Krisen wirst du oft gezwungen und herausgefordert, über deine Grenzen hinauszugehen. Durch das Überwinden von Hindernissen und das Bewältigen von Schwierigkeiten gewinnst du „automatisch“ an innerer Stärke. Natürlich musst du auch mental bereit sein, dich überhaupt mit deinen Lebenskrisen auseinandersetzen zu wollen. Lebenskrisen eröffnen auch die Möglichkeit, neue Ressourcen zu entdecken, die du zuvor nicht gekannt hast. Mit diesen Entdeckungen stärkst du zusätzlich dein Selbstvertrauen und wirst selbstbewusster.
Hallo Babett
Es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt. Ich hoffe, du konntest bereits ein paar Anregungen umsetzen.
liebe Grüße
Grit
Ein toller Artikel mit so vielen wertvollen Tipps. Danke für’s Teilen.
Beste Grüße,
Babett