Finanzbildung – Wie oft hast du diesen Begriff schon gehört und würdest du dich selbst als finanziell gebildet ansehen?
Finanzbildung ist jedenfalls enorm wichtig. Warum? Das schauen wir uns in diesem Beitrag an! Außerdem zeigen wir dir, wie es um die Finanzbildung in Deutschland steht.
Wie steht es um die Finanzbildung in Deutschland?
Beginnen wollen wir mit einem Tweet, der vor ein paar Jahren für heftige Diskussionen über die Finanzbildung in Deutschland sorgte.
Dieser Tweet fast schon Vieles in Worte, was durch Studien bestätigt wird: Um die Finanzbildung in Deutschland steht es nicht besonders gut.
Studie von Finanztip
Die Stiftung hinter dem Internetportal „Finanztip“ gab bei der Innofact AG eine repräsentative Studie in Auftrag, bei der insgesamt 3.082 Teilnehmer zwölf Fragen hinsichtlich ihrer Finanzbildung beantworten mussten.
Die Antworten waren bereits vorgegeben und es ging nur um das Ankreuzen der richtigen Antwort. Es wurde Wissen zu Finanzthemen aus dem Alltag – wie Versicherungen, Geldanlage, Miete, Krediten und Zinsen – abgefragt.
Für richtige Antworten wurden Punkte vergeben. Wer am Ende 12,5 Punkte erhielt, hatte alle Fragen richtig beantwortet. Wer jedoch nur wenige Punkte erreichte, ist dementsprechend nicht ausreichend finanziell gebildet.
Wie funktioniert ein Dispokredit?
Den Teilnehmern der Umfrage wurde z.B. folgende Frage gestellt: „Angenommen, Du hast ein Girokonto mit einem Disporahmen von 1.000 Euro. Ab wann fallen Dispozinsen für Dich an, wenn Dein Kontostand -500 Euro beträgt?„
Vier Antworten waren möglich:
- „Es fallen keine Dispozinsen an.„
- „Es fallen zunächst keine Dispozinsen an, solange ich das Konto bis zum Ende des aktuellen Monats wieder ausgleiche.„
- „Es fallen sofort Dispozinsen an, die mir am Ende des Monats abgebucht werden.„
- „Weiß ich nicht.„
Korrekt war Antwort drei, dass sofort Dispozinsen anfallen.
Das wusste nur etwas mehr als die Hälfte aller Befragten (50,9 Prozent). 8,7 Prozent gaben an, es würden gar keine Dispozinsen anfallen und 24,7 Prozent dachten, dass keine Zinsen anfallen würden, solange man den Minusbetrag bis zum Monatsende wieder ausgleicht. Die verbleibenden 15,7 Prozent enthielten sich komplett einer Antwort. Sie hatten keinen leisesten Schimmer, wie ein Dispokredit funktioniert.
Was ist der Zinseszinseffekt?
Bei der Frage nach dem Zinseszinseffekt sah es für viele Teilnehmer der Umfrage nicht besser aus.
Gefragt wurde: „Angenommen, Du hast 100 Euro auf deinem Bankkonto gespart und der Zinssatz liegt bei 1 % pro Jahr. Wieviel Geld hast Du nach 10 Jahren auf dem Konto, wenn Du die jährlichen Zinserträge auf dem Konto lässt?„
Erneut waren vier Antworten möglich:
- „Mehr als 110 Euro.„
- „Genau 110 Euro.„
- „Weniger als 110 Euro.„
- „Weiß ich nicht.„
Hier lag sogar mehr als die Hälfte der Befragten falsch. Genauer gesagt hatten 9,5 Prozent gar keine Ahnung, 11,8 Prozent waren davon überzeugt, sie hätten weniger als 110 Euro auf dem Konto und 29,5 Prozent vermuteten, sie hätten genau 110 Euro auf dem Konto.
Richtig war natürlich „Mehr als 110 Euro“, was nur 49,2 Prozent der Teilnehmer wussten.
Mehr als die Hälfte erreicht nur die Note Vier minus oder schlechter
Die Studienergebnisse bestätigen die schlechte Finanzbildung in Deutschland.
22,1 Prozent der Teilnehmer haben lediglich 0 bis 3 Punkte erreicht, was mangelhaft bzw. ungenügend in Schulnoten wäre. 29,5 Prozent hatten 3,5 bis 6 Punkte erreicht, wobei die Besten dieser Gruppe die Schulnote vier Minus erhielten und die schlechtesten eine Fünf.
Die Studienautoren kamen deshalb zu dem Ergebnis, dass bei einem Großteil der Befragten wichtige Grundlagen an finanzieller Bildung fehlen. Praktisches Finanzwissen sei nur mangelhaft vorhanden.
37,9 Prozent der Teilnehmer erreichten zwischen 6,5 und 10 Punkten. Die Besten mit 10,5 bis 12,5 Punkten waren nur 10,5 Prozent aller Befragten.
In den Schulen wird wenig Finanzwissen vermittelt
Eine mögliche Ursache für die mangelhafte Finanzbildung in der Gesellschaft ist die Schulbildung. Wo sonst sollen junge Menschen auch fundamentale Dinge über Finanzen lernen, wenn nicht in der Schule?
Eine Forsa-Erhebung, die vor kurzem veröffentlicht wurde und von dem Fondsanbieter „Union Investment“ beauftragt wurde, kam zu einem ernüchternden Ergebnis für deutsche Schulen.
In einer Umfrage gaben junge Erwachse der Schule vor allem schlechte Noten für die Vermittlung von Finanzwissen. 64 Prozent der befragten 18- bis 29-Jährigen gaben an, dass sie die Leistung der Schule in Bezug auf Finanzbildung als mangelhaft oder ungenügend beurteilen würden. Die Durchschnittsnote, die den deutschen Schulen auf diesem Gebiet ausgestellt wird, ist 4,8. Nur 6 Prozent der jungen Erwachsenen sind davon überzeugt, dass die Schule bei der finanziellen Bildung gute bzw. sehr gute Leistungen erzielt.
Dementsprechend schwach schätzen die Teilnehmer der Umfrage auch ihr eigenes Finanzwissen ein. Ein großer Teil würde sich nicht gerne mit Finanzthemen beschäftigen, wüsste aber, dass es wichtig sei.
Zwei Drittel schätzen ihr eigenes Wissen zu den Themen Geld und Finanzen als befriedigend bis ausreichend ein. Nur jeder Fünfte glaubt, gut oder sehr gut Bescheid zu wissen.
Die Bildungslücken sind alarmierend
Wie verschiedene Umfragen zeigen, sind die Bildungslücken alarmierend. Es müsste also viel mehr Finanzbildung in Schulen stattfinden. Es wäre sicherlich sinnvoll, für alle eine Schulfach „Wirtschaft“ einzuführen.
So würden viele vielleicht feststellen, dass Wirtschaft und Finanzen doch gar nicht so trockene Themen sind und sich mehr in ihrer Freizeit damit beschäftigen. Finanzielle Bildung ist schließlich enorm wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als jegliche andere Bildung.
Trotzdem darf die schlechte Finanzbildung in Schulen keine Ausrede für dich sein, dich nicht in der eigenen Freizeit finanziell weiterzubilden – auch wenn du bereits mitten im Berufsleben stehst.
Warum Finanzbildung so wichtig ist
Warum ist Finanzbildung so essenziell: Eine spannende Frage, die wir dir nun beantworten werden.
Finanzielle Bildung ist enorm wichtig, da sie dein Urteilsvermögen als Verbraucher stärkt und dir bei wichtigen Fragen des Alltags hilft. Außerdem lassen sich als finanziell gebildeter Mensch Zusammenhänge, vor allen Dingen in Bezug auf Wirtschaft, besser verstehen. Ohne eine gute Finanzbildung fehlt dir zudem wichtiges Wissen für den richtigen Umgang mit Geld.
Du weißt dann z.B. nicht, wie man ein Vermögen aufbaut, wie man mit Verschuldung umgeht oder ob sich bestimmte Versicherungen überhaupt lohnen. Ohne eine grundlegende Finanzbildung kannst du deshalb weder wirtschaftlich mündig sein noch deine ökonomische Verantwortung im vollen Umfang wahrnehmen.
Dieses fehlende Wissen über Versicherungen, die Altersvorsorge und Geldanlage löst bei vielen Deutschen Angst und Unsicherheit aus – Angst vor vermeintlich riskanten Investitionen.
Aus dem Grund investiert ein Großteil der Deutschen sein Geld lieber in Tagesgeldkonten und Kapitallebensversicherungen, wodurch negative Zinsen, die Inflation und hohe Gebühren das angelegte Vermögen nach und nach reduzieren. Sinnvoll sind solche Finanzprodukte in den allermeisten Fällen nicht.
Das ist ein weiterer Grund, der dafür spricht, sich selbst finanziell weiterzubilden, um auch Aktien und Fonds als Möglichkeiten für Investitionen anzusehen. Die Angst vor riskanten Investitionen an der Börse ist nämlich häufig fehl am Platz und total unbegründet.
Nicht Umverteilung löst Armut, sondern Finanzbildung
Für viele globale als auch nationale Probleme gibt es eine einfache Lösung: Mehr finanzielle Bildung.
Wie bereits erwähnt, wissen viele aufgrund ihrer mangelnden Finanzbildung nicht, wie man mit Geld umgehen sollte und es gegebenenfalls vermehrt. Diese Unwissenheit sorgt faktisch für Armut.
Immer häufiger geraten Menschen in finanzielle Schieflagen aufgrund ihrer fehlenden Finanzbildung und fordern anschließend die Umverteilung von reich zu arm. In den häufigsten Fällen liegt es jedoch nicht an den anderen, dass sie zu wenig Geld haben, sondern an ihnen selbst. Wer nicht mit Geld umgehen kann, verliert es. Dieses Problem wird gleichermaßen an den von Jahr zu Jahr wachsenden Sozialausgaben des Deutschen Staates deutlich.
Natürlich ist es jedem selbst überlassen, ob er sein Geld lieber spart und anschließend investiert oder verkonsumiert. Wir sind aber davon überzeugt, dass viele Menschen nicht einmal wissen, wie man wirklich mit Geld umgehen sollte. Finanzielle Intelligenz ist in der Gesellschaft nicht weit verbreitet.
Die meisten reichen Menschen sind übrigens nicht durch irgendwelche Tricksereien reich geworden, sondern durch den schlauen Umgang mit Geld und Möglichkeiten, die jeder von uns ebenfalls nutzen kann. Wir alle können von denselben Möglichkeiten Gebrauch machen und unsere eigene finanzielle Lage dadurch entspannen und verbessern.
Durch mehr Finanzbildung in Deutschland bräuchte es keine Rufe nach Umverteilung mehr. Theoretisch könnte jeder seinen finanzielle Situation selbst entspannen und sein Geld ohne zusätzliche Arbeit vermehren, sofern er weiß, wie es geht.
Nur Finanzbildung bzw. Bildung generell hilft dabei, Armut langfristig zu bekämpfen.
Es braucht eine Strategie für Finanzbildung in Deutschland
Finanzbildung muss in Deutschland grundsätzlich einen höheren Stellenwert bekommen. Eine Möglichkeit dafür wäre die Einführung von Wirtschaftlehre und Berufsorientierung als verpflichtende Schulfächer. Dann würden zumindest wichtige Themen wie die Rolle des Verbrauchers, finanzielle Allgemeinbildung, Unternehmertum und Berufsorientierung ihren Einzug in die Schule finden.
Alternativ ist es möglich, sich auf eigene Faust finanziell weiterzubilden, was wir dir dringend empfehlen, sofern du Defizite auf diesem Bereich hast.
Im Internet gibt es zahlreiche Webseiten, wie unsere, die Finanzthemen einfach und verständlich aufbereiten und wichtiges Wissen für die eigene Finanzbildung vermitteln – und das Beste ist, dass das meiste Wissen davon sogar kostenlos verfügbar ist.