Rohstoffe gelten als krisensicher, unersetzbar und sind häufig ein Inflationsschutz. Vor allen Dingen in Hinblick auf die Energiewende werden immer mehr Rohstoffe benötigt – die Welt hat Heißhunger nach Rohstoffen.
Wir schauen uns in diesem Beitrag die Chancen und Risiken von Rohstoffen an und stellen dir 6 Rohstoffaktien vor.
Was fällt in die Kategorie Rohstoffe?
Vermeintliche Rohstoffe gibt es viele. Anleger, Profis und Privatpersonen streiten sich häufig darüber, ob es sich bei entsprechenden Materialien wirklich um Rohstoffe handelt.
Getreide, Soja und Holz werden nicht immer als Rohstoffe genannt. Allerdings ist der Transport und die Lagerung solcher Stoffe genauso mühsam und schwierig wie bei klassischen Rohstoffen.
Bei Gold sind sich alle einig: Es handelt sich ganz klar um einen Rohstoff, obwohl dieser in der Industrie kaum noch zum Einsatz kommt. Viel eher dient das Edelmetall zur Geldanlage.
Unserer Meinung nach gehören die folgenden Materialien / Stoffe zu den Rohstoffen:
- Silber, Platin, Palladium
- Kupfer, Kobalt, Lithium
- Eisenerz
- Öl
- Seltene Erden
- Kohle
- Uran
- Sand
- Holz
- Wasser
- Getreide, Soja, Kakao
Was sind Rohstoffaktien?
An die vorherige Frage knüpft folgende an: Was sind Rohstoffaktien?
Je nach Rohstoff sind mehrere Unternehmen in die Förderung, Verarbeitung und den Vertrieb eingebunden. All diese Unternehmen können theoretisch zu den Rohstoffaktien gezählt werden.
Auch Aktien von Firmen, die indirekt von der Rohstoffförderung profitieren, zählen dazu. Die Major Drilling Group unterstützt beispielsweise kleinere Konzerne bei der Planung und Überwachung von Öl-Bohrstationen, Caterpillar liefert Industrie-Bagger und die Freehold-Royalties kümmert sich um die Vergabe von Bohrrechten.
Die französische Gesellschaft Gaztransport & Technigaz hat sich auf den Transport von Gas spezialisiert; die chinesische Holding Orient Overseas auf den Transport von typischen Metallen.
Als Rohstoffaktien kann man also auch Aktien von Unternehmen bezeichnen, die sich um den Transport von Rohstoffen kümmern.
Lohnt sich der Kauf von Rohstoffaktien?
Der Vorteil vieler Rohstoffe liegt in ihrer Knappheit. Bei einem geringeren Angebot sind automatisch die Gewinne höher.
Durch die Knappheit gelten Rohstoffaktien als Inflationsschutz. Gold ist der „sichere Hafen“ schlechthin. Viele Anleger verstehen allerdings nicht, warum die Goldpreise sinken und somit die Kurse der Goldminenaktien. Die Zusammenhänge zwischen Inflation, Zinspolitik und Wachstum sind entscheidend.
Förderer anderer Bergbau-Rohstoffe können je nach Abbaugebiet stabilere Erträge erwirtschaften. Allerdings sind sie überproportional an die jeweiligen Rohstoffpreise gebunden. Sollte zum Beispiel der Preis eines Eisenerzes um 10 Prozent steigen, so werden die Aktienkurse entsprechender Bergbauunternehmen um 15 Prozent steigen.
Das Paradoxe daran: Solche temporären Schwankungen haben kaum Auswirkungen auf den Geschäftserfolg, weil ein Großteil der Fördermengen über Terminkontrakte gehandelt wird (festgelegte Preise).
Wir können festhalten, dass Rohstoffe grundsätzlich nur begrenzt verfügbar sind. Bei den „seltenen Erden“ ergibt sich diese Tatsache bereits aus dem Namen heraus – trotzdem brauchst du nicht unbedingt in Scandium, Yttrium oder Lanthan investieren.
Auch Wasser kann als Rohstoff angesehen werden und ist in bestimmten Teilen der Welt ein knappes Gut. Hierzulande ist es jederzeit in guter Qualität verfügbar; in Teilen Afrikas und Asiens ist das anders. Selbst in den USA gewinnt Wasser aufgrund von Dürreperioden zunehmend an Bedeutung.
Aus wirtschaftlicher Sicht würde sich eine Investition in Rohstoffaktien lohnen.
Was ist mit den moralischen Bedenken?
Wenn du in Betreiber von Kohle-Kraftwerken und Kohleförderer investierst, trägst du sicherlich nicht zu einem grüneren Planeten bei. Genauso moralisch bedenklich ist der Handel mit CFDs (Contracts for Difference) auf Nahrungsmittel.
Mit diesen spekulieren Investoren auf steigende oder fallende Preise. Einige Marktteilnehmer sollen laut Berichten ganze Schiffsladungen von Getreide, Reis und Soja horten, um eine künstliche Knappheit zu erzeugen. In Entwicklungsländern komme es deshalb zu überproportional steigenden Preisen, die tödlich enden können.
Auch die Arbeitsbedingungen von Arbeitern in Minen oder auf Plantagen sind eine kritische Betrachtung wert. Die regelmäßigen Minenunglücke in China machen die Auswirkungen von Kosteneinsparungen und unzureichenden Sicherheitsstandards deutlich. Zudem soll Kinderarbeit in afrikanischen Minen weiterhin normal sein.
Fazit – Lohnen sich Rohstoffaktien?
Bei Wirtschaftskrisen tendieren Rohstoffaktien dazu, schnell abzustürzen. Vor allem sogenannte Explorer, die nach neuen Rohstoffvorkommnissen suchen, machen in solchen Phasen hohe Verluste und somit fällt in Folge ihr Aktienkurs.
Außerdem hat der chinesische Markt einen sehr großen Einfluss auf den Rohstoffmarkt. Rio Tinto, eines der größten Bergbauunternehmen, liefert beispielsweise 60 Prozent seines geförderten Erzes an chinesische Stahlkonzerne. Wenn der chinesische Markt einbricht, fallen also zwangsläufig die Rohstoffpreise.
Fazit: Wenn du mit den moralischen Gesichtspunkten von Rohstoffaktien kein Problem hast, kann sich ein Investment in Rohstoffe durchaus lohnen. Rohstoffe sind weiterhin ein wichtiger Treiber der Wirtschaft und werden aufgrund der Energiewende eine höhere Nachfrage erleben. Dennoch gibt es einige Risiken, die es bei Aktien aus anderen Branchen nicht gibt. Für langfristige Anleger wird sich ein Investment vermutlich trotzdem auszahlen.
Vor- und Nachteile von Rohstoffaktien
Hier nochmal kurz und kompakt die Vor- und Nachteile einer Investition in Rohstoffaktien.
Vorteile:
- viele Rohstoffe gelten als unersetzbar
- je nach Rohstoff besteht ein „Inflationsschutz“
- Die Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit treibt den Heißhunger nach Rohstoffen an
Nachteile:
- Förderung teilweise moralisch verwerflich
- stark zyklische Werte
- hohe Abhängigkeit vom chinesischen Markt
In Rohstoffaktien investieren
Hast du dich dafür entschieden, in Rohstoffaktien zu investieren?
Im nachfolgenden Teil stellen wir dir 6 interessante Rohstoffaktien sowie mehrere Rohstoff-ETFs vor.
Mehr Sicherheit mit Rohstoff-ETFs
Wenn du lieber auf Nummer Sicher gehen willst und keine Lust auf die Auswahl einzelner Aktien hast, kannst du in Rohstoff-ETFs investieren.
So profitierst du von der Entwicklung zahlreicher Rohstoffaktien und streust zugleich das Risiko eines Verlustes. Da Rohstoffaktien etwas anfälliger für fallende Kurse sind als z.B. Nahrungsmittelhersteller, ist ein Rohstoff-ETF eine gute Wahl.
Name | ISIN | 3-Jahres-Performance (%) | Fondsvolumen in Mio. EUR |
---|---|---|---|
Lyxor MSCI World Materials ETF | LU0533033824 | 62,29 | 45 |
SPDR MSCI World Materials ETF | IE00BYTRRF33 | 61,72 | 99 |
X-Trackers MSCI World Materials ETF | IE00BM67HS53 | 62,86 | 267 |
All diese ETFs bilden den MSCI Global Materials Index ab, der große und mittelgroße Unternehmen des Grundstoffsektors listet.
Rund ein Viertel des Indexes sind Spezialchemie-Firmen wie BASF, breit aufgestellte Metall- und Minengesellschaften machen rund 16 Prozent aus. Industriegas-Unternehmen kommen auf 12 Prozent.
Die Top-Werte des Indexes sind Linde, Air Liquide, BHP Group, Rio Tinto, BASF sowie Sherwin Williams.
Sollte dir das noch nicht rohstofflastig genug sein, kannst du auch in den Invesco Commodity Composite UCITS ETF (ISIN: IE00B4TXPP71) investieren, der den Solactive Commodity Composite Index abbildet, welcher ein reiner Rohstoffindex ist.
6 Rohstoffaktien vorgestellt
Am aussichtsreichsten sind die 6 Rohstoffaktien, die wir dir jetzt vorstellen werden.
Rio Tinto
ISIN: GB0007188757
Rio Tinto ist ein britisch-australischer Bergbaukonzern, der sich auf die Förderung von Eisenerz spezialisiert hat.
Die Rio Tinto Aktie ist mit einer aktuellen Dividendenrendite von rund 11 Prozent eine echte Dividendenperle. Während der Finanzkrise 2008/09 verlor die Aktie über 70 Prozent an Wert. Sie ist ein typischer „Zykliker“. Wenn du damals zugegriffen hättest, würdest du deinen Einsatz allein durch die Dividendenausschüttungen wieder reingeholt haben.
Vorteilhaft ist, dass die Ausschüttungen für deutsche Aktionäre keiner Quellensteuer unterliegen und das Unternehmen auch in Krisenphasen Dividende gezahlt hat.
Der Bergbaukonzern ist nahezu schuldenfrei und an der Börse mit 104,64 Milliarden Dollar bewertet. Rio Tinto hat sich nicht nur auf die Förderung von Eisenerz spezialisiert, sondern gleichermaßen auf die eigenständige Produktion von Aluminium.
Bis 2050 möchte das Unternehmen klimaneutral arbeiten, weshalb es kräftig in Solarmodule investiert und alte Minen renaturiert.
Anglo American
ISIN: GB00B1XZS820
Anglo American ist ein weltweit tätiges Bergbauunternehmen mit Hauptsitz in London.
Es macht jeweils ein Fünftel seines Umsatzes mit Eisenerz und Kupfer. Platin und andere korrosionsbeständige Metalle sind für weitere 28 Prozent der Erlöse verantwortlich.
Der Konzern profitiert stark von globalen Megatrends wie den erneuerbaren Energien und der E-Mobilität, da in diesen Branchen viel Kupfer und andere Metalle benötigt werden.
Die Nettoschulden liegen nur bei 70 Prozent des operativen Gewinns, weshalb Anglo American eine sehenswerte Dividenden an seine Aktionäre ausschütten kann. Die Dividendenrendite beträgt 7,66 Prozent.
BHP Group
ISIN: GB00BH0P3Z91
Gemeinsam mit Rio Tinto liefert die australisch-britische BHP Group rund 60 Prozent des Erzes für die Hochöfen chinesischer Stahlkonzerne.
Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Melbourne, Australien. Der momentane Aktienkurs liegt bei 29,80 Euro (19.01.22).
Der Rohstoffkonzern schüttet ebenfalls eine beachtliche Dividende von aktuell 11,14 Prozent aus. BHP ist im Gegensatz zu seinen Wettbewerbern auch im Öl- und Gasgeschäft tätig und profitiert vom dortigen Aufschwung.
Newmont Mining Corp.
ISIN: US6516391066
Newmont Mining ist die erste US-amerikanische Aktie in den Reihen der Rohstoffaktien. Das Unternehmen ist sowohl Explorer als auch Förderer von Bodenschätzen.
Gold fördert der Konzern am meisten (90 Prozent), darauf folgen Silber mit 5 Prozent, Kupfer mit 3 Prozent und Zink sowie Blei mit jeweils 1 Prozent. Die Marktkapitalisierung liegt bei 43,07 Milliarden Euro. Die Aktie ist mit einem KGV von 18,1 relativ billig bewertet.
Der Förder-Schwerpunkte sind Nord- und Südamerika. In Afrika ist Newmont Mining nur minimal vertreten.
Aktionäre schätzen die beständigen Einnahmen des Bergbauunternehmens sowie die Dividendenrendite von 4,06 Prozent.
Auf der Investor-Relations-Seite finden Investoren neben Pflichtangaben auch Informationen über die zukünftige Ausrichtung. So will das Unternehmen in den nächsten Jahren die Förderung von Gold in den bestehenden Minen weiter vorantreiben und anschließend den Fokus auf Kupfer richten.
Freeport-McMoran
ISIN: US35671D8570
Am besten aufgestellt für die oben genannten Megatrends ist der US-amerikanische Bergbaukonzern Freeport-McMoran. Dieser macht 80 Prozent seines Umsatzes mit der Kupfer-Förderung.
Das Unternehmen baut das Buntmetall in eigenen Minen rund um den Globus ab. Der Gesamtumsatz lag zuletzt bei 14 Milliarden Dollar.
Die Firma wurde 1988 gegründet und hat ihren Sitz in Phoenix, Arizona. Die Marktkapitalisierung beträgt 57,09 Milliarden Euro. Letztes Jahr konnte die Rohstoffaktie um 46,1 Prozent zulegen.
China Water Affairs Group
ISIN: BMG210901242
Es müssen nicht immer die „klassischen“ Rohstoffe sein. Auch Wasser kann als Rohstoff angesehen werden und den Anlegern ordentliche Gewinne bescheren.
Wenn man einigen Zukunftsforschern Glauben schenken will, werden zukünftige Kriege nicht wegen Öl, Gold oder Territorium geführt, sondern wegen Wasser.
Das an der Hongkonger Börse notierte Unternehmen dürfte davon profitierten. Sauberes und nutzbares Wasser wird immer knapper.
Die chinesische Regierung scheint dem Unternehmen positiv gesinnt zu sein. So sollen die Preise für Wasser nicht mehr gesetzlich gedeckelt werden und die Water Affairs Group erhält neue Verträge, das heimische Versorgungsnetzwerk weiterauszubauen.
Viele Anleger meiden die Aktie, was an dem sehr niedrigen KGV von 6,67 deutlich wird. Die Wasserversorgung ist in vielen Teilen Chinas immer noch rückständig und das Unternehmen ist führender Wasser-Versorger im gesamten Osten des Landes – Ob die Zurückhaltung der Investoren gerechtfertigt ist?
Abschreckend wirken jedoch die Verschuldungsrate von 2,5 und mögliche Zinserhöhungen in China.
Der Gewinn lag im Jahr 2019 bei 3,5 Milliarden Hongkong Dollar und soll 2023 die 5,5 Milliarden Marke knacken. Rund 12 Prozent dieser Erlöse generiert das Unternehmen durch die Wiederaufbereitung von Wasser, wodurch die Infrastruktur nachhaltig entlastet wird.