Was ist außerbörslicher Handel?

In der Finanzwelt gibt es neben traditionellen Börsen eine weitere Möglichkeit, mit Wertpapieren zu handeln: den außerbörslichen Handel, auch bekannt als Over-the-Counter (OTC)-Handel bzw. Direkthandel.

Sicherlich hast du diese Begriffe schon mal gehört. Was der außerbörsliche Handel ist, wie er funktioniert und was die Vor- & Nachteile sind, erfährst du in diesem Beitrag.


Im außerbörslichen Handel finden die Transaktionen direkt zwischen den Marktteilnehmern statt, d.h. ohne eine regulierte Börse als Zwischenhändler. Diese Form des Handels bietet eine Reihe von Vorteilen, zu denen mehr Flexibilität bei den Handelszeiten, eine breitere Palette von handelbaren Wertpapieren und die Möglichkeit der direkten Kommunikation zwischen den Handelsparteien zählen.

Der außerbörsliche Handel findet außerhalb der regulierten Märkte statt. Außerbörslicher Handel ist deshalb rund um die Uhr möglich. Das ist vor allem für Investoren interessant, die ausländische Aktien handeln wollen und wegen der verschiedenen Zeitzonen Probleme haben, an den traditionellen lokalen Börsen zu handeln.

Im außerbörslichen Handel kann meist eine breitere Palette an Finanzprodukten gehandelt werden. Dazu gehören Aktien, Anleihen, Devisen, Optionen, Derivate und strukturierte Produkte. Für Investoren bietet der Direkthandel deshalb zusätzliche Möglichkeiten, das eigene Portfolio zu diversifizieren.

Ein weiteres Merkmal des außerbörslichen Handels ist die direkte Kommunikation zwischen den Handelsparteien. Es gibt keinen Börsenmakler. Dies ermöglicht eine schnellere Ausführung von Trades und potenziell günstigere Handelskonditionen, da die Kosten für Zwischenhändler und Börse entfallen.

Dementsprechend birgt der außerbörsliche Handel auch gewisse Risiken. Da der Handel außerhalb regulierter Börsen stattfindet, gibt es weniger Transparenz und Aufsicht. Als Investor solltest du dich deshalb vor dem Handel über die Handelsplattform bzw. deine Handelspartner informieren, um sicherzustellen, dass alles seriös und vertrauenswürdig ist.

Formen des außerbörslichen Handels

  1. Außerbörslicher Handel mit börsennotierten Wertpapieren: Hierzu zählt der vor- und nachbörslicher Handel. Normale Börsengeschäfte werden auch als OTC-Geschäfte abgewickelt, wenn die beteiligten Marktteilnehmer das Geschäft nicht öffentlich machen möchten. Dark Pools sind ein beliebter Ort für diese Art von Handel, da hier eine hohe Liquidität und eine erhöhte Vertraulichkeit gewährleistet sind.
  2. Außerbörslicher Handel mit Finanzderivaten: Hierunter fallen exotische Optionen oder OTC-Optionen. Diese Finanzprodukte werden außerhalb der Börse gehandelt, weil sie von den standardisierten Produkten abweichen.
  3. Außerbörslicher Handel mit Wertpapieren, die nicht für den Börsenhandel zugelassen sind: Hierunter fallen zum Beispiel Swaps. Diese können nicht über regulierte Börsen gehandelt werden.

An traditionellen Börsen können in der Regel nur standardisierte Produkte gehandelt werden, die jedoch in Einzelfällen nicht immer den individuellen Bedürfnissen der Marktteilnehmer entsprechen. Wenn beispielsweise ein Unternehmen das Risiko von Zinsänderungen durch die Notenbanken absichern möchte, findet es an den Börsen selten ein Instrument, das genau auf die Laufzeitanforderungen zugeschnitten ist. Aus diesem Grund ist der außerbörsliche Handel für Finanzprodukte wie Zertifikate wichtiger als der klassische Börsenhandel.

Dank Online-Brokern haben auch immer mehr Privatanleger die Möglichkeit, direkt Geschäfte mit Emittenten oder Maklern abzuwickeln. Du stellst über das Internet eine Anfrage bezüglich des Preises eines bestimmten Finanzproduktes an deinen Onlinebroker. Der Emittent gibt daraufhin einen verbindlichen Kauf- oder Verkaufspreis für die angegebene Menge bekannt.

In Wirklichkeit läuft dies natürlich automatisiert ab und du musst nicht wirklich mit den anderen Marktteilnehmern kommunizieren und ihnen eine Preisanfrage schicken. Das übernimmt dein Online-Broker für dich. Der außerbörsliche Handel funktioniert zwar grundsätzlich anders als der börsliche Handel, jedoch wirst du das bei der Orderausführung kaum bemerken. Nur im Hintergrund laufen andere Prozesse ab.

Außerbörsliche Handelsplattformen

Außerbörsliche Handelsplattformen - Außerbörslicher Handel


Im Bereich des außerbörslichen Handels gibt es inzwischen zahlreiche Handelsplattformen, die als Ergänzung zu den klassischen Börsen existieren. Das liegt auch an der wachsenden Beliebtheit des außerbörslichen Handels.

  1. Lang & Schwarz: Sowohl börslicher als auch außerbörslicher Handel von Wertpapieren und Hebelprodukten. Anleger können hier flexible Handelszeiten nutzen.
  2. Tradegate: Ursprünglich als außerbörsliche Handelsplattform gestartet, ist Tradegate seit dem Jahr 2009 auch eine regulierte Börse. Der Handel ist hier in der Regel länger möglich und oft kostengünstiger als an traditionellen Parkettbörsen. Zudem ist über Tradegate auch Direkthandel möglich.
  3. Citibank Automated Trading System (CATS-OS): Dies ist die außerbörsliche Handelsplattform der Stuttgarter Börse. Die Besonderheit des Systems: Es gibt keine Mindestgröße für Handelsaufträge, sodass auch kleinere Orders ausgeführt werden können.

Kosten beim OTC-Handel – außerbörslicher Handel

Beim außerbörslichen Handel ist es wichtig, über die Kosten Bescheid zu wissen. Im Vergleich zum börslichen Handel, bei dem Gebühren und Provisionen klar definiert sind, können die Kosten beim OTC-Handel variabler und komplexer sein.

Ein Hauptkomponent der Kosten beim OTC-Handel sind die Transaktionsgebühren. Diese fallen an, um den Handel zwischen den beteiligten Parteien zu organisieren. Die Transaktionsgebühren werden oft zwischen den Handelsparteien individuell vereinbart. Die Höhe dieser Gebühren kann von Transaktion zu Transaktion variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Handelsvolumen, der Art des gehandelten Instruments und den Verhandlungen zwischen den Parteien.

Ein weiterer Kostenfaktor beim OTC-Handel sind die Spreads. Der Spread ist die Differenz zwischen dem Ankaufspreis (Bid) und dem Verkaufspreis (Ask). Im OTC-Handel wird der Spread von den Marktteilnehmern selbst festgelegt. Je nach Liquidität des gehandelten Instruments und der Nachfrage kann der Spread breit oder eng sein. Ein enger Spread bedeutet niedrigere Kosten beim Handel, während ein breiter Spread die Handelskosten erhöht.

Zusätzlich zu den Transaktionsgebühren und Spreads können beim OTC-Handel auch andere Kosten anfallen, wie beispielsweise Clearing-Gebühren oder Abwicklungskosten. Diese Kosten können je nach den involvierten Parteien variieren.

Wenn du jedoch über einen Online-Broker wie Trade Republic, Scalable Capital oder die ING handelst, kannst du von bereits festgelegten Ordergebühren für den außerbörslichen Handel profitieren. Diese wurden von den Brokern mit den anderen Handelspartnern fest vereinbart.

Vorteile des außerbörslichen Handels

  • Flexibilität: Außerbörslicher Handel ermöglicht den Handel rund um die Uhr, unabhängig der Öffnungszeiten der regulären Börsen.
  • Vielfalt an handelbaren Instrumenten: Außerbörslich kann eine breite Palette von Finanzinstrumenten gehandelt werden, einschließlich Aktien, Anleihen, Devisen, Optionen, Derivaten und strukturierte Produkten.
  • Potenziell günstigere Kosten: Da im außerbörslichen Handel keine Börsengebühren anfallen, besteht die Möglichkeit für günstigere Handelskosten.
  • Zugang zu nicht-börsennotierten Wertpapieren: Außerbörslicher Handel ermöglicht den Handel mit Wertpapieren, die nicht für den Börsenhandel zugelassen sind, wie zum Beispiel Swaps oder exotische Optionen.
  • Internationale Handelsmöglichkeiten: Der außerbörsliche Handel bietet Investoren die Möglichkeit, in verschiedenen Zeitzonen zu handeln, was die Diversifizierung des Portfolios und den Zugang zu globalen Märkten erleichtert.
  • Potenziell höhere Liquidität: In einigen Fällen kann der außerbörsliche Handel eine höhere Liquidität bieten als der börsliche Handel, insbesondere bei großen Handelsvolumina oder in spezialisierten Nischenmärkten.

Nachteile des Direkthandels – außerbörslicher Handel

Nachteile des Direkthandels
  • Geringere Transparenz: Im außerbörslichen Handel gibt es oft weniger Transparenz im Vergleich zum börslichen Handel.
  • Potenziell höheres Risiko: Da der außerbörsliche Handel weniger reguliert ist als der börsliche Handel, besteht ein erhöhtes Risiko für betrügerische Aktivitäten und Manipulationen.
  • Eingeschränkte Liquidität: Im Vergleich zu den etablierten Börsen kann der außerbörsliche Handel aber auch eine geringere Liquidität aufweisen. Dies kann zu Schwierigkeiten bei der Ausführung von Trades führen, insbesondere bei großen Volumina oder in weniger liquiden Märkten.
  • Höhere Kosten: Während der außerbörsliche Handel potenziell günstigere Kosten bieten kann, können die Gebühren und Spreads je nach Vereinbarungen der Handelsparteien variieren. Es besteht deshalb das Risiko, dass die Kosten auch höher ausfallen als im regulären Handel.
  • Begrenzte Auswahl an handelbaren Instrumenten: Obwohl der außerbörsliche Handel eine breitere Palette von Finanzinstrumenten bietet, gibt es dennoch einige Produkte, die nur an den regulären Börsen gehandelt werden können.

Die Vor- und Nachteile des OTC- bzw. Direkthandels können sich zum Teil widersprechen. Das liegt daran, dass je nach Handelsplattform unterschiedliche Konditionen gelten und es auch ein unterschiedliches Handelsspektrum gibt.

Was gilt es beim außerbörslichen Handel zu beachten?

Beim außerbörslichen Handel gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten, um erfolgreich und sicher zu handeln. Diese Punkte solltest du im Blick behalten:

  1. Sorgfältige Recherche: Bevor du dich auf den außerbörslichen Handel einlässt, solltest du dich über die jeweilige Handelsplattform und deine Handelspartner informieren. Außerdem ist es wichtig, die handelbaren Finanzinstrumente zu verstehen und die Handelskonditionen zu kennen.
  2. Risikostreuung: Wie bei jedem Wertpapiergeschäft ist es wichtig, das Risiko zu streuen. Setze gegebenenfalls Stop-Loss-Orders, um Verluste zu begrenzen. Diversifiziere zudem dein Portfolio, indem du in mehrere Finanzinstrumente gleichzeitig investierst.
  3. Kostenanalyse: Stelle sicher, dass du die Kostenstruktur des außerbörslichen Handels verstehst. Berücksichtige die Transaktionsgebühren, Spreads, Clearing-Gebühren und andere potenzielle Kostenfaktoren.

Für wen ist der außerbörsliche Handel geeignet?

Für wen ist der außerbörsliche Handel geeignet?


Der außerbörsliche Handel kann für verschiedene Arten von Investoren interessant sein. Abhängig von den individuellen Bedürfnissen, Zielen und Kenntnissen ist der außerbörsliche Handel für folgende Gruppen geeignet:

  1. Institutionelle Anleger: Institutionelle Investoren wie Banken, Investmentfonds und Versicherungsgesellschaften suchen oft nach flexiblen Handelsmöglichkeiten außerhalb der regulären Börsen, um große Transaktionen abzuwickeln, maßgeschneiderte Anlagestrategien umzusetzen oder die spezifischen Anforderungen ihrer Kunden zu erfüllen.
  2. Große Unternehmen: Große Unternehmen, insbesondere multinational tätige Unternehmen, können den außerbörslichen Handel nutzen, um Devisenrisiken abzusichern, komplexe Finanzinstrumente zu handeln oder maßgeschneiderte Lösungen für ihre Finanzierungs- und Absicherungsbedürfnisse zu finden.
  3. Erfahrene Privatanleger: Erfahrene Privatanleger können den außerbörslichen Handel nutzen, um Zugang zu einer breiteren Palette von Handelsprodukten zu erhalten und von potenziell besseren Konditionen zu profitieren.
  4. Hedgefonds und Trader: Hedgefonds und spekulative Trader suchen oft nach außerbörslichen Handelsmöglichkeiten, um ihre besonderen Handelsstrategien umzusetzen oder Positionen mit höheren Risiken zu eröffnen.
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