Du möchtest bald in einen Fonds investieren und fragst dich, was der Ausgabeaufschlag ist? In diesem Beitrag erklären wir es dir. Außerdem beantworten wir, wie sich dieser berechnet, wie hoch er normalerweise ausfällt und was du tun kannst, um den Ausgabeaufschlag zu vermeiden.
Was ist der Ausgabeaufschlag bei Fonds?
Wenn du Fondsanteile kaufen möchtest, fällt in der Regel eine einmal zu zahlende Gebühr an – der Ausgabeaufschlag. Diese Gebühr orientiert sich prozentual am Wert eines Fondsanteils. Teilweise wird der Ausgabeaufschlag bei Fonds auch „Load“ oder „Agio“ genannt. Ein Ausgabeaufschlag fällt normalerweise nur bei aktiv gemanagten Fonds an, die nicht an der Börse gehandelt werden.
Der Aufschlag wird erhoben, um den Fondsvertrieb und den damit einhergehenden beratenden Service zu finanzieren. Als Anleger solltest du dich mit dem Ausgabeaufschlag und den weiteren Kosten eines Fonds auseinandersetzen, weil diese einen erheblichen Einfluss auf deine Rendite haben.
Auch wenn du regelmäßig Geld mithilfe eines Fondssparplans anlegst, wird in der Regel bei jedem Kauf der Ausgabeaufschlag fällig.
Wie berechnet sich dieser?
Du kannst den Ausgabeaufschlag mit zwei verschiedenen Methoden berechnen: Der Netto- und der Bruttomethode. Zwischen den beiden Berechnungsmethoden gibt es minimale Cent-Unterschiede. Je höher die Investitionssumme, desto größer sind diese Unterschiede.
Wichtig zu beachten ist, dass der Ausgabeaufschlag je nach Berechnung zwar unterschiedlich hoch ist, sich in Wirklichkeit aber nur die Summe unterscheidet, die tatsächlich in Fondsanteile investiert wird. Welche Berechnungsmethode bei einem Fonds angewendet wurde, kannst du im Fondsprospekt nachlesen.
Nettomethode
Die Nettomethode ist die gängigere Berechnungsmethode, bei welcher der Ausgabeaufschlag auf Basis des Rücknahmepreises eines Fondsanteils berechnet wird. Der Rücknahmepreis ist der Preis, den du aktuell erhalten würdest, wenn du deine Fondsanteile wieder verkaufst. Bei dieser Variante geht man davon aus, dass der Investitionsbetrag den Ausgabeaufschlag beinhaltet.
Die Formel für die Nettomethode ist die folgende: ((Ausgabepreis / Rücknahmepreis) x 100) – 100 = Ausgabeaufschlag in Prozent
Beispiel: Du kaufst Fondsanteile im Wert von 250 Euro. Der Rücknahmepreis beträgt 242 Euro. Nach der Nettomethode berechnet, ergibt sich ein prozentualer Ausgabeaufschlag von 3,3 Prozent. Für einen Anteil des Fonds musst du also 3,3 Prozent x 242 Euro = 7,97 Euro Ausgabeaufschlag bezahlen.
Bruttomethode
Die Bruttomethode wird seltener in Deutschland verwendet. Hier berechnest du den Ausgabeaufschlag auf Basis des Ausgabepreises. Die prozentuale Berechnung ist jedoch dieselbe. Der Unterschied: Der Prozentsatz bezieht sich nicht auf den Rücknahmepreis, sondern den Ausgabepreis. Bei der Bruttomethode geht man davon aus, dass die gesamte Investitionssumme tatsächlich in Fondsanteile investiert wird und der Ausgabeaufschlag noch nicht enthalten ist.
Beispiel: Du kaufst wieder Fondsanteile im Wert von 250 Euro (Ausgabepreis) und der Rücknahmepreis liegt bei 242 Euro. So berechnet sich folgender Ausgabeaufschlag: ((250 / 242) x 100) – 100 = 3,3 Prozent. Nun werden die 3,3 Prozent mit den 250 Euro des Ausgabepreises multipliziert. In diesem Fall würde der Ausgabeaufschlag 8,25 Euro betragen – also 28 Cent mehr als bei der Nettomethode.
Wie hoch ist der Ausgabeaufschlag?
Wie hoch der Ausgabeaufschlag für einen Fondsanteil ist, unterscheidet sich je nach Fondsart. Hier ein kurzer Überblick:
- Aktienfonds: ca. 5 Prozent
- Rentenfonds: ca. 3 Prozent
- offene Immobilienfonds: ca. 5 Prozent
- Mischfonds: ca. 4 Prozent
Der Ausgabeaufschlag sollte unter Berücksichtigung der Performance eines Fonds betrachtet werden. Ein Aktienfonds hat zum Beispiel einen höheren Aufschlag als ein Rentenfonds. Aktienfonds erzielen aber auch eine höhere Rendite als Rentenfonds. Von daher ist ein höherer Ausgabeaufschlag zumindest teilweise gerechtfertigt.
Außerdem gibt es bei vielen Online-Brokern einen Rabatt auf den Ausgabeaufschlag, dazu aber später mehr.
Wer erhält den Ausgabeaufschlag?
Eine interessante Frage ist auch, wer den Ausgabeaufschlag überhaupt erhält. Häufig erhalten Banken und Fondsvermittler diesen, um den Vertrieb des Fonds zu finanzieren und Anreize zu setzen, Fondsanteile zu vermitteln.
- Wenn du die Fondsanteile über die Bank kaufst und du dich dort beraten lässt, erhält die Bank den Ausgabeaufschlag.
- Wenn du die Fondsanteile im Rahmen einer Finanzberatung vermittelt bekommst, erhält dein Finanzberater den Ausgabeaufschlag.
- Wenn du die Anteile direkt bei der Fondsgesellschaft kaufst, erhält die Gesellschaft den Ausgabeaufschlag.
In der Regel profitiert aber nicht die Fondsgesellschaft, sondern deine Bank oder ein Fondsvermittler bzw. dein Finanzberater.
Wann muss ich den Ausgabeaufschlag bezahlen?
Den Ausgabeaufschlag musst du direkt beim Kauf eines Fondsanteils bezahlen. Auch wenn du einen Fondssparplan hast, fällt der Ausgabeaufschlag bei jedem Kauf eines neuen Anteils an.
In der Regel wird die Gebühr direkt von der eingezahlten Summe abgezogen oder es kommt die Bruttomethode zum Einsatz, bei welcher der Ausgabeaufschlag auf den Investitionsbetrag hinzugerechnet wird.
Gibt es Fonds ohne Ausgabeaufschlag?
Seit einiger Zeit gibt es Fonds ohne Ausgabeaufschlag – sogenannte No-Load-Fonds.
Diese Fonds sind aber nur für Anleger empfehlenswert, die über einen kurzen Anlagehorizont verfügen, da bei No-Load-Fonds meist die laufenden Kosten höher sind. Das wirkt sich bei einer langen Anlagedauer deutlich negativer auf die Rendite aus als der einmalige Ausgabeaufschlag.
Bei ETFs (passiv gemanagten Indexfonds) entfällt der Ausgabeaufschlag in der Regel. Du kannst ETFs über die verschiedensten Anbieter aber auch über die Börse handeln. Normalerweise entfällt der Ausgabeaufschlag bei ETFs komplett. Auch die laufenden Gebühren sind bei ETFs deutlich niedriger als bei Fonds, die aktiv durch einen Fondsmanager gemanagt werden und sich nicht an einem Index orientieren.
Gibt es auch bei ETFs einen Ausgabeaufschlag?
Beim Kauf von ETFs fällt normalerweise keine einmalige Gebühr an. Das liegt auch daran, dass ETFs nicht aktiv von einem Menschen verwaltet werden, sondern von einem Computeralgorithmus, der einen Aktienindex nachbildet.
Allerdings fallen beim Kauf eines ETF-Anteils in der Regel Ordergebühren an, weil ETFs über die Börse gehandelt werden. Dein Online-Broker erhebt eine Gebühr dafür, dass er die ETF-Anteile für dich an der Börse kauft. Dennoch sind die Ordergebühren meist deutlich niedriger als der Ausgabeaufschlag bei normalen Fonds. Die laufenden Verwaltungsgebühren eines ETFs sind ebenfalls niedriger.
ETFs sind eine günstige Alternative zu klassischen Investmentfonds. Häufig belaufen sich die jährlichen Kosten auf unter 0,5 Prozent. Ein weiterer Vorteil von ETFs ist die breite Diversifizierung der Geldanlage. Welt-ETFs wie auf den MSCI World investieren in mehrere tausend Aktien gleichzeitig, sodass sich das Verlustrisiko auf zahlreiche Aktien verteilt.
Um ETF-Anteile kaufen zu können benötigst du ein Wertpapierdepot. Dieses kannst du bei einem der zahlreichen Online- oder Neo-Broker eröffnen. Pro Order wird meist eine geringe Gebühr von 1 bis 5 Euro fällig. Empfehlenswert ist zum Beispiel das kostenlose Depot von Trade Republic. Bei diesem Anbieter kannst du ETFs sogar kostenfrei per Sparplan besparen.
Rabatte auf den Ausgabeaufschlag
Bei vielen Anbietern gibt es inzwischen Rabatte auf den Ausgabeaufschlag. Es ist empfehlenswert, online nach solchen „Fondsdiscountern“ zu suchen, um Fondsanteile ohne einmalige Gebühr kaufen zu können. Unserer Meinung nach handelt es sich beim Ausgabeaufschlag nicht mehr um eine zeitgemäße Gebühr.
Fondsdiscounter können Fondsanteile ohne Ausgabeaufschlag verkaufen, weil sie auf Beratungsleistungen verzichten, keiner Beratungshaftung unterliegen und deshalb niedrigere Kosten haben. Allerdings bleibt es dir dann selbst überlassen, welchen Fonds du kaufst. Eine Beratung erhältst du von einem Fondsdiscounter nicht. Nur wenn du weißt, in welche Fonds du investieren möchtest, sind solche Anbieter die richtige Anlaufstelle für dich.
Es kann allerdings auch sein, dass es bei einigen Anbietern nur wenige günstige Fonds gibt, die als Lockvögel dienen sollen, während die restlichen Fonds mit deutlich niedrigeren Rabatten vermittelt werden.
Das versteckte Problem: Bestandsprovisionen
Viele Banken und Fondsvermittler erhalten heutzutage Zuflüsse über Bestandsprovisionen und nicht mehr über den Ausgabeaufschlag. Die Bestandsprovisionen werden als laufende Kosten direkt aus dem Fondsvolumen entnommen. Zum Teil wird so auch der Rabatt auf den Ausgabeaufschlag finanziert.
Vorsicht ist geboten, wenn die laufenden Verwaltungskosten aufgrund eines wegfallenden Ausgabeaufschlags überdurchschnittlich hoch ausfallen. Das wirkt sich deutlich negativer auf die Rendite aus als eine einmalige Gebühr.
Wie stark wirkt sich der Ausgabeaufschlag auf meine Rendite aus?
Grundsätzlich ist der Ausgabeaufschlag ein einmaliger Kostenfaktor, der bei jedem Kauf von Fondsanteilen anfällt.
Je kürzer die Fondsanteile gehalten werden, desto negativer wirkt sich der Ausgabeaufschlag auf die Rendite aus. Bei längerer Anlagedauer relativiert sich dieser negative Effekt. Mit der Zeit amortisiert sich der einmalig gezahlte Ausgabeaufschlag.
Beispiel: Du investierst einmalig 10.000 Euro in einen Aktienfonds. Die angenommene Rendite beträgt sechs Prozent pro Jahr und der Ausgabeaufschlag beläuft sich auf einmalig fünf Prozent. Es spielen natürlich noch weitere Kosten eine Rolle, die wir in diesem Beispiel nicht beachten.
- Fall 1: Du legst die 10.000 Euro für fünf Jahre an. Die Kosten des Ausgabeaufschlags betragen 476,19 Euro. Dein Gewinn beträgt bei sechs Prozent Rendite pro Jahr 2.745,01 Euro. Somit schmälert der Ausgabeaufschlag deinen Gewinn um 17 Prozent.
- Fall 2: Du legst die 10.000 Euro für 20 Jahre an. Die Kosten des Ausgabeaufschlags betragen wieder 476,19 Euro. Dein Gewinn ist aber deutlich höher mit 20.544,15 Euro. Deshalb macht der Ausgabeaufschlag nur noch rund zwei Prozent deines Gesamtgewinns aus.
Wie du siehst, kommt es stark auf die Anlagedauer an, wie sich der Ausgabeaufschlag auf deine Rendite auswirkt.
Welche sonstigen Fondskosten fallen an?
Neben dem Ausgabeaufschlag gibt es weitere Kosten, die beim Kauf eines Fondsanteils anfallen.
- Depotkosten: Weil du ein Depot brauchst, um in Fonds zu investieren und deine Anteile zu lagern, kommen häufig die Kosten der Depotführung hinzu. Doch mittlerweile bieten viele Online-Broker und Direktbanken auch kostenlose Wertpapierdepots an, sodass du dir die Depotgebühren sparen kannst. Bei herkömmlichen Filialbanken wie der Sparkasse oder den Volksbanken-Raiffeisenbanken kann ein Depot aber noch bis zu 20 Euro im Jahr kosten.
- Verwaltungsgebühren: Verwaltungsgebühren sind die laufenden Kosten, von denen weiter oben die Rede ist. Diese werden von der Fondsgesellschaft erhoben, um die Verwaltung und den Vertrieb zu finanzieren. Meist liegen die jährlichen Gebühren zwischen 0,5 und 2 Prozent. Du findest sie unter dem Begriff „Total Expense Ratio“ bzw. „TER“ in dem Fondsprospekt. Die laufenden Gebühren werden aus dem Fondsvermögen entnommen und mindern die Wertentwicklung des Fonds.
Was ist der Rücknahmeabschlag?
Bei einigen wenigen Investmentfonds gibt es auch einen Rücknahmeabschlag, der ebenfalls zu den Fondskosten zählt. Dieser ist im Grunde genommen ein „umgekehrter Ausgabeaufschlag“.
Bei Rückgabe eines Fondsanteils an die Fondsgesellschaft wird der Anteilswert dann nicht zu 100 Prozent ausgezahlt, sondern mit einem prozentualen Abschlag. Der Rücknahmeabschlag wird auch Disagio genannt.
Honorarberatung als Alternative
Um die Transparenz in der Anlageberatung zu erhöhen, hat die Bundesregierung das Honoraranlageberatergesetz verabschiedet, welches seit dem 1. August 2014 gilt. Es definiert den Beruf des Honorarberaters, der keine Bestandsprovisionen annehmen darf.
Deshalb berät ein Honoraranlageberater unabhängig und wirklich im Interesse des Anlegers, weil er nicht die Fonds empfiehlt, die ihm die höchste Provision einbringen, sondern die, welche er wirklich als empfehlenswert erachtet. Der einzige Nachteil eines Honorarberaters ist, dass du diesen aus eigener Tasche bezahlen musst – auch wenn du dein Geld am Ende doch nicht in den empfohlenen Fonds investierst.
Trotzdem ist die Honorarberatung eine gute Alternative zu einer klassischen Anlageberatung bzw. Finanzberatung bei einer Bank oder einem Fondsvermittler. Wenn du eine Beratung möchtest und dich nicht selbst mit der Geldanlage auseinandersetzen willst, ist ein Honorarberater deutlich empfehlenswerter als ein Finanzberater, der auf Provisions-Basis arbeitet.
Fazit: So vermeidest du den Ausgabeaufschlag
Grundsätzlich solltest du bei einer Investition in einen Fonds alle Kosten im Blick behalten – nicht nur den Ausgabeaufschlag. Ziel sollte es sein, einen möglichst gut laufenden Fonds mit niedrigen Gebühren zu finden.
Vergiss aber nicht, dass beim Fondskauf neben den Kosten auch die Strategie und die Qualität eines Fonds eine wichtige Rolle spielen. Ein günstiger Fonds, der sich schlecht entwickelt, bringt dich bei deinem Vermögensaufbau nicht weiter.
Wenn du den Ausgabeaufschlag vermeiden möchtest, solltest du deine Fondsanteile entweder über Fondsdiscounter oder die Börse kaufen. Beim Handel über die Börse fällt in der Regel kein Ausgabeaufschlag an.
Abschließend empfehlen wir dir, auch eine Investition in ETFs in Betracht zu ziehen, da diese deutlich günstiger sind und sich häufig genauso gut – wenn nicht sogar besser – entwickeln als klassische Investmentfonds.