Was versteht man unter Arbitrage?

Den Begriff Arbitrage hast sicherlich schon einmal gehört. Doch weißt du auch, was man darunter versteht?

In dem heutigen Beitrag erklären wir dir, was die Arbitrage ist, welche Arten von Arbitrage es gibt und welche Auswirkungen sie auf die Marktsituation hat.

Arbitrage Definition

Arbitrage ist ein Begriff aus dem Finanzmanagement. Bei der Arbitrage nutzt du Preis-, Kurs-, oder Zinsunterschiede zwischen verschiedenen Märkten aus, um Gewinne zu erzielen.

Edelmetalle, Wertpapiere oder Verbindlichkeiten werden auf unterschiedlichen Märkten gehandelt, sodass teilweise Preisunterschiede entstehen. Du kaufst beispielsweise Aktien an dem Handelsplatz mit den niedrigsten Kursen und verkaufst diese wieder untermittelbar an einem anderen Handelsplatz, an dem die Aktien zu einem höheren Kurs notieren. Der Kauf und Verkauf finden nahezu gleichzeitig statt, weshalb das Geschäft in der Theorie relativ risikolos ist. Du weißt bereits vor dem Kauf und Verkauf, welchen Gewinn du erzielst.

Händler, welche die Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Märkten ausnutzen, werden Arbitrageure genannt.

Wikipedia definiert die Arbitrage wie folgt:

Arbitrage (von franz. arbitrage, von lat. arbitratus „Gutdünken, freie Wahl, freies Ermessen“) ist in der Wirtschaft die ohne Risiko vorgenommene Ausnutzung von Kurs-, Zins- oder Preisunterschieden zum selben Zeitpunkt an verschiedenen Orten zum Zwecke der Gewinnmitnahme. Gegensatz ist die Spekulation, die diese Unterschiede innerhalb eines bestimmten Zeitraums ausnutzt und deshalb mit Risiken behaftet ist. 

Beispiel zur Arbitrage

Damit du wirklich verstehst, was die Arbitrage ist, folgt nun ein vereinfachtes Beispiel, welches das Grundprinzip erklären soll.

Stell dir vor, es gibt zwei Fischmärkte in deiner Stadt. Der eine befindet sich am nördlichsten Ende der Stadt und der andere am südlichsten. Du gehst zum südlichen Markt und kaufst dort einen Fisch für 5,80 €. Am nördlichen Markt wird der gleiche Fisch für 6 € verkauft. Du geht also zum nördlichen Markt und verkaufst deinen Fisch. Du hast dadurch 20 Cent Gewinn erzielt.

Der Begriff Arbitrage beschreibt das Ausnutzen eines solchen Preisunterschieds.

Beispiel zur Arbitrage
Du kaufst einen Fisch für 5,80 € und verkaufst ihn an einem anderen Markt für 6 €.

Wie berechne ich Arbitragegewinne?

Um Arbitragegewinne zu berechnen, brauchst du kein BWL-Student sein. Wenn alles nach Plan läuft, lassen sich durch die Arbitrage sehr sichere Gewinne erzielen. Arbitragegewinne werden deshalb scherzhaft auch „Free lunch“ genannt.

Der Arbitragegewinn ist die Differenz zwischen dem teureren Verkaufspreis und dem günstigeren Einkaufspreis. Außerdem müssen eventuelle Transaktionskosten berücksichtigt werden. Die Differenz zwischen dem Verkaufs- und Einkaufspreis muss größer sein als die Transaktionskosten, um Gewinn zu erzielen.

Arbitragegewinn = Verkaufspreis – Einkaufspreis – Transaktionskosten

Arbitragewinne sind in der Realität eher niedrig. Du musst viel Geld einsetzen, um überhaupt nennenswerte Gewinne zu erzielen. Der Preisunterschied einer Aktie an unterschiedlichen Märkten liegt beispielsweise nur bei wenigen Cents. Du musst demnach sehr viele Aktien kaufen und wieder verkaufen, um „hohe“ Gewinne zu erzielen.

Die verschiedenen Arbitrage Arten

Die Arbitrage kann in 5 verschiedene Arten unterteilt werden. Diese stellen wir dir nun vor.

Differenzarbitrage: Die Differenzarbitrage ist die ursprüngliche Art des Arbitragegeschäfts. Das Kauf- und Verkaufsgeschäft hängen unmittelbar zusammen. Wertpapiere werden an einem Handelsplatz gekauft und zum selben Zeitpunkt an einem anderen Handelsplatz zu einem höheren Kurs verkauft.

Devisenarbitrage: Die Devisenarbitrage ist vergleichbar mit der Differenzarbitrage. Es werden die Preis- bzw. Kursunterschiede identischer Produkte an verschiedenen Handelsplätzen ausgenutzt. Du kaufst beispielsweise eine Aktie an der New Yorker Börse für 55 € und verkaufst diese für 60 € an der Stuttgarter Börse.

Raumarbitrage: Bei der Raumarbitrage werden Preis- bzw. Kursunterschiede ausgenutzt, die aufgrund der räumlichen Trennung von Märkten entstehen. Die Preisunterschiede müssen bei physischen Waren größer als die Transaktionskosten wie Zoll- und Frachtkosten sein. Zum Beispiel wird das neuste iPhone in Amerika zu einem niedrigeren Preis verkauft als in Deutschland.

Ausgleichsarbitrage: Du kaufst Aktien besonders günstig am Aktienmarkt – verkaufst diese aber nicht unmittelbar wieder. Eine Ausgleichsarbitrage ist erstmal ein einseitiges Geschäft ohne Gegengeschäft. Du behältst die Aktien für eine Weile, um sie später besonders teuer an einer anderen Börse zu verkaufen.

Zeitarbitrage: Die Zeitarbitrage ist eigentlich keine echte Arbitrage, weil der Kauf und Verkauf nicht zum selben Zeitpunkt stattfinden. Dazwischen sind größere zeitliche Abstände wie bei der Ausgleichsarbitrage. Das Ziel der Zeitarbitrage sind größere Gewinne durch Kurs- oder Preisunterschiede, die zeitlich bedingt sind.

Ein Beispiel für Zeitarbitrage sind Devisentermingeschäfte. Zeitarbitrage ist allerdings eher eine Spekulation als Arbitrage. Das Ganze ist mit höheren Risiken verbunden, da auf die Entwicklung der Preise über einen bestimmten Zeitraum spekuliert wird.

Die Zeitarbitrage würde nur als Arbitrage gelten, wenn der Arbitragegewinn bereits zum Zeitpunkt des Kaufs feststeht. Der Arbitragegewinn muss also per Definition sicher sein und der zeitliche Ablauf festgelegt.

Bedingungen für Arbitragegeschäfte

Damit eine Arbitrage durchgeführt werden kann, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein.

  • Das Arbitrageobjekt, z.B. eine Aktie, muss auf mindestens zwei verschiedenen Märkten gehandelt werden.
  • Der Preisunterschied zwischen den beiden Märkten sollte möglichst groß sein.
  • Es ist wichtig, dass es sich wirklich um identische Objekte handelt, also die gleichen Aktien.
  • Zudem muss das Arbitrageobjekt schnell und leicht zu kaufen und verkaufen sein. Andernfalls könnte sich in der Zwischenzeit der Preis ändern.

Ursprünge der Arbitrage

Ursprünge der Arbitrage
Historisches Wechsel (Wertpapier)

Die Ursprünge der Arbitrage reichen bis ins 14. Jahrhundert nach Italien zurück. Zu dieser Zeit wurden Wechsel (Wertpapiere) von italienischen Händlern günstig gekauft, um sie an einem anderen Ort wieder teurer zu verkaufen. Sie nannten das Verfahren „arbitrio“. Die Methode der Arbitrage verbreitete sich mit dem Lauf der Zeit in ganz Europa.

Heutzutage hat sich die Transparenz der Märkte hinsichtlich der Preise und Kurse durch technologischen Fortschritt deutlich verbessert, sodass Arbitragegeschäfte normalerweise nur noch mit hohem Volumen lohnend sind.

Was haben Leerverkäufe damit zu tun

Leerverkäufe sind im Grunde genommen umgedrehte Arbitragegeschäfte.

Bei einem Leerverkauf verkaufst du Wertpapiere oder Produkte, die du noch gar nicht besitzt. Du bist zum Zeitpunkt der Verkaufsvereinbarung noch nicht der Eigentümer. Um deine Pflicht zu erfüllen, kaufst du das Wertpapier bzw. Produkt im Nachhinein.

Das hat natürlich einen Hintergedanken: Du verkaufst zu einem möglichst hohen Preis und versuchst danach das Produkt so günstig wie möglich zu kaufen, um es dem Käufer auszuhändigen.

Auswirkungen auf die Marktsituation

Die Arbitrage wird durch die hohe Transparenz an den Finanzmärkten sowie die voranschreitende Digitalisierung immer schwieriger. Heutzutage ermitteln Computersysteme Arbitragemöglichkeiten und wickeln diese Geschäfte innerhalb von Sekundenbruchteilen ab.

Diese Computerprogramme überwachen die weltweiten Devisen-, Aktien-, und Rohstoffmärkte. Für Privatanleger ist es deshalb nahezu ausgeschlossen, Möglichkeiten zur Arbitrage zu finden.

Ausgleichsfunktion für Börsenplätze

Arbitragegeschäfte haben eine wichtige Funktion bezüglich der Markttransparenz. Es wird ihnen eine Ausgleichsfunktion zugesprochen. Weil Arbitrageure Wertpapiere im großen Maße kaufen, machen sie auf Zins-, Preis-, und Währungsunterschiede aufmerksam.

Schnell folgen ihnen andere Käufer, die durch ihren Handel den Kurs erhöhen, der ursprünglich niedriger war. Dadurch wird ein Preisausgleich zwischen den Handelsplätzen herbeigeführt.

Unterschiede zwischen Spekulation und Arbitrage

Die Arbitrage und Spekulation werden häufig verwechselt. In diesem Abschnitt heben wir die Unterschiede dieser Finanzgeschäfte hervor.

ArbitrageSpekulation
Gewinne durch das Ausnutzen von Kurs-, Zins-, und PreisunterschiedenMögliche Gewinne durch Kurs-, Preis-, und Zinsanstiege
relativ sicherrisikoreich
meist zeitgleicher An- und VerkaufKauf und Verkauf erfolgen zeitversetzt
genaue PreisinformationenSpekulation auf mögliche zukünftige Preise / Kurse
niedrige Gewinnehohe Gewinne und Verluste möglich

Mögliche Risiken bei Arbitragegeschäften

Börse oder Rückkaufangebot - Aktienrückkauf

Selbst wenn Arbitragegeschäfte in der Theorie risikolos sind, kann es in seltenen Fällen erhöhte Risiken für den Arbitrageur geben. Insbesondere während Finanzkrisen ist mit einem erhöhten Risiko zu rechen, weil z.B. Aktienkurse sehr volatil sind oder die Ausführung einzelner Orders scheitert.

Da viele Arbitrageure Fremdkapital einsetzen, wird das Risiko eines Verlusts bei größeren Preisbewegungen umso höher. Das Ausführungsrisiko ist normalerweise das wahrscheinlichste Risiko. Ein Teil der Transaktion könnte scheitern.

Weitere, aber deutlich seltenere Risiken sind:

  • dass der Gegenüber nicht zahlen bzw. liefern kann (bei Wertpapieren irrelevant)
  • dass durch eine kurzfristige Preisänderung ein Nachschuss geleistet werden muss

Arbitragegeschäfte sind also nicht vollständig risikofrei.

Häufige Fragen und Antworten

Nachfolgend werden häufige Fragen zu dem Thema beantwortet.

Was sind Arbitrageobjekte?

Wenn von Arbitrageobjekten die Rede ist, sind meist Finanzprodukte gemeint. Diese sind einfach handelbar und ihre Preise sind an den unterschiedlichen Handelsplätzen sehr transparent. Beispiele wären Wertpapiere wie Aktien oder Derivate.

Wer nutzt die Preisunterschiede aus?

Arbitrageure sind vor allen Dingen institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Kreditinstitute, die große Geldmengen verwalten. Sie können durch modernste Technik innerhalb kürzester Zeit in günstige Wertpapiere investieren, die dann an einem anderen Handelsplatz wieder teurer verkauft werden. Aufgrund des schmalen Zeitfensters und dem hohen Kapital, was benötigt wird, sind Kleinanleger nur selten Arbitrageure.

Sind Gewinne aus der Arbitrage steuerpflichtig?

Solltest du Gewinne durch die Arbitrage erzielen, musst du diese als Spekulationsgewinne versteuern. Paragraph 23 des Einkommenssteuergesetzes regelt die Versteuerung der Arbitragegewinne.

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