Munich RE, Allianz, Siemens, Adidas und Linde – Was haben diese Unternehmen gemeinsam? Richtig: Ihre Aktien sind im DAX gelistet; aber darauf wollen wir nicht hinaus.
All diese Firmen haben nämlich schon einmal einen Aktienrückkauf durchgeführt und so Aktien ihrer Aktionäre zurückgekauft.
Doch was genau ist ein Aktienrückkauf und wie funktioniert er? Warum kaufen Unternehmen ihre eigenen Aktien zurück und was sind mögliche Nachteile? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir dir in unserem Beitrag.
Was ist ein Aktienrückkauf?
Der Begriff „Aktienrückkauf“ spricht schon für sich: Eine Aktiengesellschaft kauft die eigenen Aktien von ihren Aktionären zurück.
Dadurch werden die Anteile aus dem aktiven Handel herausgenommen und können nicht mehr von Anlegern gekauft werden. Sie können jedoch in Zukunft wieder herausgegeben werden.
Manchmal werden Aktien im Rahmen eines Aktienrückkaufs aber auch dauerhaft aus dem Handel gezogen – also vernichtet.
Wie funktioniert ein Aktienrückkauf?
Bevor es zu einem Aktienrückkauf kommt, muss die Hauptversammlung dem zustimmen. Der Vorstand eines Unternehmens kann dementsprechend nicht eigenmächtig Aktien zurückkaufen.
Grundsätzlich dürfen mit einer Zustimmung maximal 10 Prozent des Grundkapitals zurückgekauft werden. Die Ermächtigung der Hauptversammlung gilt bis zu fünf Jahre und erlaubt es dem Unternehmensvorstand, den Rückkauf innerhalb dieser Zeit durchzuführen. Außerdem können die Aktionäre bei der Hauptversammlung den Aktienrückkauf an einen bestimmten Zweck oder Betrag koppeln.
Viele deutsche Aktiengesellschaften lassen sich eine solche Ermächtigung „auf Vorrat“ geben. Für eine solche Zustimmung der Hauptversammlung müssen weder konkrete Pläne entwickelt sein noch muss der Aktienrückkauf in die Tat umgesetzt werden. Wenn der Vorstand allerdings wirklich plant, einen Aktienrückkauf durchzuführen, muss er das öffentlich bekanntgeben.
Genaue Regelungen zum Aktienrückkauf kannst du im Aktiengesetz nachlesen.
Börse oder Rückkaufangebot
Das Unternehmen kann die eigenen Aktien entweder über die Börse oder direkt von den Aktionären zurückkaufen.
Wenn es zu wenig verfügbare Aktien an der Börse gibt oder das Unternehmen den Preiseffekt an der Börse scheut (der Aktienkurs steigt, sobald größere Aktienpakete zurückgekauft werden), kann es seinen Aktionären ein Rückkaufangebot unterbereiten. Sobald das Angebot offiziell verkündet wurde, steht der Rückkaufspreis pro Aktie fest.
Häufig ist der Verkaufspreis bei einem Rückkaufangebot höher als der aktuelle Kurs an der Börse, sodass die Aktionäre eine „Prämie“ erhalten, wenn sie ihre Aktien direkt an die Gesellschaft verkaufen.
Info: Wenn du als Aktionär deine Aktien an das Unternehmen verkaufst, verlierst du natürlich auch deine Stimmrechte sowie das Anrecht auf eine mögliche Dividende.
Paragraf 71b des Aktiengesetz besagt, dass der Gesellschaft keine Rechte aus eigenen Aktien zustehen, weshalb sich Gewinnausschüttungen nach einem Aktienrückkauf auf weniger Aktien verteilen und die Ausschüttung pro Aktie steigt.
Beispiel für einen Aktienrückkauf
Das Unternehmen „Erfolgsquelle“ hat 20 Millionen Euro übrig (liquide Mittel) und Aktien im Wert von 1 Millionen Euro herausgegeben, die für einen Preis von 10 Euro pro Aktie gehandelt werden.
Es entscheidet sich dazu, 150.000 Aktien zurückzukaufen und nutzt dafür 1,5 Millionen Euro der liquiden Mittel. Danach sind noch 850.000 Aktien im Umlauf und 18,5 Millionen Euro übrig.
Aufgrund des reduzierten Angebots wird der Aktienkurs vermutlich steigen.
Was bringen Aktienrückkäufe den Aktionären?
Wenn eine Aktiengesellschaft ankündigt, einen Teil der eigenen Anteile zurückzukaufen, ist das meist eine positive Nachricht für Aktionäre.
Das Unternehmen signalisiert, dass die eigenen Aktien eine gute Anlage sind. Andere Anleger gehen als Konsequenz davon aus, dass es gute Gründe für diesen Optimismus gibt. Sie kaufen die Aktien ebenfalls, wodurch der Aktienkurs steigt.
Selbst wenn das Unternehmen die eigenen Aktien nicht direkt über die Börse zurückkauft, profitieren die Aktionäre: Sie erhalten bei einem solchen Angebot meist mehr Geld als bei einem regulären Verkauf über die Börse. Das Unternehmen bietet ihnen also einen Preis, der über der aktuellen Bewertung an der Börse liegt. Dementsprechend steigt der Wert der Aktie.
Wenn du als Aktionär deine Aktien behältst, profitierst du ebenfalls; weil weniger Aktien im Umlauf sind, ist die mögliche Dividende pro Aktie höher.
Trotzdem solltest du nicht ausschließlich in Unternehmen investieren, die einen Aktienrückkauf planen. Denn es ist nicht garantiert, dass die Dividende nach dem Rückkauf gleich hoch bleibt. Außerdem gilt Obiges nur, wenn die Aktien dauerhaft eingezogen werden. Auch ein steigender Aktienkurs ist kein festgeschriebenes Gesetz.
Warum kaufen Unternehmen die eigenen Aktien zurück?
Die Gründe für einen Aktienrückkauf sind vielseitig.
Normalerweise kaufen Unternehmen ihre Aktien nur zurück, wenn sie keine bessere Verwendung für ihre liquiden Mittel haben – d.h. sie benötigen beispielsweise kein Geld für Investitionen oder sehen keine attraktiven Anlagemöglichkeiten.
Es gibt allerdings noch weitere Gründe für Aktienrückkäufe:
- Schutz vor Übernahme: Aktiengesellschaften können sich so vor einer feindlichen Übernahme schützen, weil es für andere Unternehmen schwieriger wird, sich „einzukaufen“. Es gibt weniger Aktien im freien Handel und die vorhandenen haben einen höheren Preis.
- Aktien als Zahlungsmittel: Wenn die Aktiengesellschaft einen anderen Konzern übernehmen will, kann sie die eigenen Aktien als Zahlungsmittel verwenden. Die Aktien werden dann als Tausch- oder Transaktionswährung eingesetzt.
- Motivation für Mitarbeiter: Die zurückgekauften Aktien können an Mitarbeiter ausgegeben werden, um die Motivation zu steigern, mehr zum Unternehmenserfolg beizutragen.
- Kurspflege: Falls die zurückgekauften Aktien dauerhaft eingezogen werden, wird der Unternehmensgewinn auf weniger Aktien verteilt, wodurch sich die Dividende für den einzelnen Aktionär erhöht und das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sinkt.
- Änderung der Gesellschafterstruktur: Durch ein Rückkaufprogramm verändert sich in der Regel auch die Gesellschafterstruktur; weniger Aktionäre können auf der Hauptversammlung mitbestimmen.
Nachteile von Aktienrückkäufen
Manche Investment-Experten stehen Aktienrückkäufen kritisch gegenüber.
Oft werden folgende Argumente gegen einen Aktienrückkauf aufgeführt:
- Kein wirtschaftlicher Nutzen: Kurzfristige Kurssteigerungen dienen nur dazu, die Aktionäre bei Laune zu halten. Aktienrückkäufe bieten für das Unternehmen keinen wirtschaftlichen Nutzen und zeugen eher von der Ideenlosigkeit der Unternehmensleitung. Später fehlt unter Umständen Geld, das in neue Projekte gesteckt werden könnte.
- Wachstumsschädlich: Wenn Investitionen über längere Zeit ausbleiben, weil das Unternehmen regelmäßig Aktien zurückkauft, kann sich das negativ auf das Wachstum auswirken. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht und hat währenddessen ihren erwirtschafteten Gewinn vielleicht sinnvoller eingesetzt.
- Cash für den Vorstand: Manchmal ist die Bezahlung der Vorstände variabel und hängt vom Erfolg des Unternehmens an der Börse ab. Durch steigende Kurse nach Aktienrückkäufen können Vorstände indirekt ihre Vergütung erhöhen.
- Verschuldung: Einige Aktiengesellschaften finanzieren ihre Aktienrückkäufe über Kredite, indem sie sich verschulden. Das geht aber nur so lange gut, wie das Unternehmen Gewinn erwirtschaftet. Sollte das nicht der Fall sein, wird es in finanzielle Schieflage geraten.