Hast du dich auch schon mal gefragt, wie die Wirtschaft funktioniert und ob ein immer gleich ablaufendes Prinzip dahintersteckt? In unserem Beitrag wird die Wirtschaft einfach erklärt und wir stellen dir die drei Faktoren vor, welche die Wirtschaft beeinflussen.
Allgemeines über die Wirtschaft
Die Wirtschaft umfasst alle Produkte und Dienstleistungen, die Menschen herstellen oder erbringen, um davon leben zu können. Sie erwirtschaften mit verschiedenen Tätigkeiten ihr Einkommen. Gleichzeitig sind auch der Staat, Unternehmen und Einzelpersonen Teil der Wirtschaft, weil sie etwas kaufen, verkaufen oder herstellen. Die Aufgabe der Wirtschaft ist es, Güter und Dienstleistungen bereitzustellen, die von uns nachgefragt werden, weil wir sie entweder brauchen oder gerne haben möchten.
Das Wort „Wirtschaft“ bedeutete damals Gastfreundschaft, weil ein Wirt in seiner Wirtschaft (Gaststätte / Restaurant) Gäste aufnahm und diese versorgte. Er erbrachte somit eine Dienstleistung, weshalb sich „Wirtschaft“ als Wort für sämtliche Tätigkeiten durchgesetzt hat, die mit der Produktion oder Erbringung einer Dienstleistung zusammenhängen.
Ein anderer Begriff für die Wirtschaft ist „Ökonomie“. Dieser leitet sich aus der altgriechischen Sprache ab, in der „oikos“ der Haushalt bzw. die Hausgemeinschaft einer Familie war. Damit wurde damals auch ein Bauernhof oder der Betrieb einer größeren Familie bezeichnet.
Doch warum wirtschaften wir Menschen überhaupt? Die Antwort ist Knappheit. Ressourcen wie Rohstoffe und Energie aber auch Arbeitszeit sind nun mal begrenzt, weshalb mit diesen sparsam und vernünftig umgegangen werden muss. Ziel des Wirtschaftens ist es, möglichst wenig Ressourcen einzusetzen und dabei das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Die Wirtschaft eines einzelnen Landes wird „Volkswirtschaft“ genannt.
Angebot und Nachfrage – Wirtschaft einfach erklärt
Das Grundprinzip der freien Wirtschaft ist Angebot und Nachfrage.
Die Nachfrage regelt dabei das Angebot, da bei eine höheren Nachfrage mehr Produkte oder Dienstleistungen angeboten werden. Bei einer geringen Nachfragen werden entsprechend weniger Produkte hergestellt und Dienstleistungen angeboten.
Die Nachfrage wird hingegen auch durch das Angebot bestimmt. Zum Beispiel werden neu entwickelte Produkte auf dem Markt angeboten und durch Werbung bekannt gemacht. Sie sollen schließlich verkauft werden. Dadurch, dass sie angeboten werden, werden sich auch nachgefragt.
Wirtschaftssysteme
Es gibt drei verschiedene Wirtschaftssysteme bzw. Wirtschaftsordnungen, die du kennen solltest, wenn du dich mit der Wirtschaft auseinandersetzt.
Freie Marktwirtschaft
Eine freie Marktwirtschaft kennzeichnet sich durch komplette wirtschaftliche Freiheit. Es gibt keine staatlichen Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen.
Ein solches Wirtschaftssystem gibt es heutzutage kaum noch, weil in den meisten Ländern der Staat in die Wirtschaft eingreift. Die Wirtschaftsordnung in den USA kommt einer freien Marktwirtschaft am nächsten.
Planwirtschaft
Die Planwirtschaft ist das Gegenteil der Freien Marktwirtschaft. In diesem Wirtschaftssystem werden alle wirtschaftlichen Vorgänge zentral vom Staat gesteuert. Es gibt keine wirtschaftliche Freiheit, sodass der Markt sich nicht frei entwickeln kann. Stattdessen gibt der Staat genaue Produktionszahlen vor und teilt knappe Ressourcen zu.
In sozialistischen Staaten wie der DDR und Sowjetunion galt die Wirtschaftsordnung der Planwirtschaft. Da sich diese jedoch als äußert ineffektiv und freiheitseinschränkend herausstellte, wird sie heutzutage nur noch vereinzelt in Diktaturen wie in Nordkorea genutzt.
Soziale Marktwirtschaft
In Deutschland gibt es die sogenannte Soziale Marktwirtschaft. Dieses Wirtschaftssystem versucht, die Vorteile der Freien Marktwirtschaft zu nutzen und gleichzeitig die Nachteile dieser Wirtschaftsordnung abzuschwächen. Im Grunde genommen ist die Soziale Marktwirtschaft eine Mischung aus den beiden obigen Wirtschaftssystemen.
Der Staat greift hierbei vermehrt in das Wirtschaftsgeschehen ein, indem er z. B. weitreichende Sozialsysteme einführt und so für soziale Absicherung sorgt.
Wirtschaft einfach erklärt: Wie die Wirtschaftsmaschine funktioniert
Die Wirtschaft kannst du laut dem US-amerikanischen Unternehmer, Hedgefonds-Manager und Milliardär Ray Dalio mit einer einfachen Maschine vergleichen, die nach bestimmten Prinzipien funktioniert.
Die Wirtschaft besteht aus den zahlreichen Transaktionen, die wir Menschen tagtäglich tätigen. Die drei Faktoren, welche die Entwicklung der Wirtschaft maßgeblich beeinflussen, sind das Produktivitätswachstum, der kurzfristige und der langfristige Schuldenzyklus. Alle drei Kräfte gehen aus den Transaktionen hervor, welche die Wirtschaft antreiben. Außerdem lassen sich die Konjunkturzyklen der Wirtschaft mit diesen drei Faktoren erklären.
Die Wirtschaft ist die Summe aller Transaktionen.
Ray Dalio
Die Transaktionen – Wirtschaft einfach erklärt
Eine Transaktion ist etwas ganz Einfaches. So kommst es z. B. immer zu einer Transaktion, wenn du einkaufen gehst. Es gibt einen Käufer der gegen Geld oder Kredit Waren, Dienstleistungen oder Kapitalanlagen von einem Verkäufer erwirbt.
Kredite sind in Bezug auf die Transaktionen genauso zu bewerten wie Bargeld, da sie dafür genutzt werden, um etwas zu kaufen. Die Gesamtausgaben, bestehend aus Bargeld und Krediten, treiben die Wirtschaft an. Wenn du die Gesamtausgaben durch die Gesamtmenge der Waren, Dienstleistungen und Kapitalanlagen teilst, erhältst du den Preis.
Sobald du verstehst, wie Transaktionen funktionieren, kannst du die komplette Wirtschaft verstehen. Die Wirtschaft besteht aus verschiedenen Märkten, die alle Verkäufer und Käufer umfassen, die für die selben Dinge Transaktionen tätigen. Es gibt zum Beispiel einen Aktienmarkt, Automarkt oder Weizenmarkt.
Die Kredite
Der größte Akteur der Wirtschaft ist allerdings der Staat, der aus Regierung und Zentralbank besteht. Die Regierung zieht Steuern ein und gibt Geld für Infrastrukturprojekte aus. Die Zentralbank unterscheidet sich hingegen von anderen Käufern und Verkäufern, da sie die Geldmenge und Höhe der Zinssätze bestimmt. Die Zentralbank spielt deshalb eine entscheidende Rolle, weil Kredit der wichtigste Teil der Wirtschaft ist. Er macht nämlich einen Großteil der Wirtschaft aus und ist am volatilsten.
Genauso wie Käufer und Verkäufer Transaktionen tätigen, tun dies auch Kreditgeber und -nehmer. Weil Kreditgeber ihr Vermögen vermehren wollen und Kreditnehmer Dinge wie ein Auto finanzieren wollen, erfüllt der Kredit beiden Parteien einen Wunsch. Die Kreditnehmer verpflichten sich, den Kreditbetrag und die Zinsen zurückzuzahlen. Sind die Zinsen hoch, wird weniger Geld geliehen als wenn sie niedrig sind. Ein Kredit ist dann teurer. Sobald ein Kredit zustande kommt, verwandelt er sich in eine Schuld. Die Schuld ist für den Kreditnehmer eine Verbindlichkeit und für den Kreditgeber ein Vermögenswert.
Doch warum ist Kredit nun so wichtig? Die Antwort ist einfach: Weil der Kreditnehmer mit einem Kredit seine Ausgaben erhöhen kann, welche wiederum die Wirtschaft antreiben. Die Ausgaben einer Person sind nämlich das Einkommen einer anderen. Wenn du also mehr ausgibst, steigt das Einkommen einer anderen Person. Steigt dein eigenes Einkommen, kannst du dir mehr Geld leihen, weil sich deine Bonität verbessert. Dieses zusätzliche Geld kannst du wieder ausgeben, was den Verdienst eines anderen erhöht. Dieses sich selbst verstärkende Muster führt zu Wirtschaftswachstum. Dies erklärt auch, warum die Wirtschaft sich zyklisch entwickelt.
Die Schuldenzyklen – Wirtschaft einfach erklärt
Ein weiterer Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung ist das Produktivitätswachstum. Kreative Menschen, die sich regelmäßig weiterbilden und viel arbeiten, steigern ihre Produktivität und durch zusätzliches Einkommen ihren Lebensstandard. Das ist zumindest auf langfristige Sicht der Fall.
Kurzfristig lässt sich der Lebensstandard auch durch Kredit bzw. Schulden erhöhen. Die Entwicklung der Produktivität verläuft meist ohne große Schwankungen, weshalb die Konjunkturschwankungen durch Kredite ausgelöst werden. Schulden erlauben es, mehr zu konsumieren, als man produziert und führen bei Rückzahlung dazu, dass man weniger konsumiert, als man produziert.
Die Schuldenschwingungen erfolgen in zwei Zyklen: Dem kurzfristigen Schuldenzyklus mit einer Dauer von 5 bis 8 Jahren und dem langfristigen Schuldenzyklus (75 bis 100 Jahre).
Die Konjunkturschwankungen
Die Konjunkturschwankungen des kurzfristigen Schuldenzyklus werden vor allem durch das schwankende Kreditangebot ausgelöst. Zu diesen Schwankungen kommt es aufgrund der Funktionsweise des Kredits. Durch Kredite kann man seine Zukunft beleihen und Geld ausgeben, das man eigentlich noch nicht verdient hat. Wenn du einen Kredit aufnimmst, kannst du dir in der Gegenwart mehr leisten und in der Zukunft weniger. Das ist der Unterschied zwischen Kredit und Bargeld. In der Wirtschaft gibt es viel mehr Kredit als eigentliches Bargeld.
In einer Wirtschaft ohne Kredite ist eine gesteigerte Produktivität die einzige Möglichkeit, die eigenen Ausgaben zu erhöhen. In einer Wirtschaft mit Krediten ist dies kurzfristig auch ohne eine Produktivitätssteigerung möglich, weshalb in dieser Wirtschaft Einkommen über einen kurzen Zeitraum schneller steigen können als in einer Wirtschaft ohne Kredite.
Kredite sind jedoch nichts Schlechtes, nur weil sie Zyklen verursachen. Kredite sind erst schlecht, wenn sie übermäßigen Konsum finanzieren, der nicht getilgt werden kann. Wenn ein Kredit für Investitionen genutzt wird, die Einkommen erzeugen, ist er etwas Gutes.
Der kurzfristige Schuldenzyklus – Wirtschaft einfach erklärt
Da du mit einem Kredit deine Zukunft beleihst, gibt es im Rahmen des kurzfristigen Schuldenzyklus nicht nur einen Aufschwung, sondern auch einen Abschwung – die Phase, in denen die Schulden getilgt werden. Diese folgt auf die erste Phase des kurzfristigen Schuldenzyklus, die Expansion. In der Expansion steigt die Nachfrage durch erhöhte Ausgaben, was zu Preiserhöhungen führt. Die erhöhten Ausgaben werden durch Kredite finanziert, die aus dem Nichts erzeugt werden können. Es kommt zur Inflation.
Die Zentralbank möchte Inflation vermeiden und erhöht deshalb die Zinsen, sodass weniger Geld geliehen wird. Außerdem steigen die Kosten des bereits geliehenen Geldes, was dazu führt, dass weniger Geld ausgegeben wird. Der sich selbst verstärkende Prozess läuft nun umgekehrt ab: Weil die Ausgaben des einen das Einkommen des anderen sind, sinken die Einkommen und Preise. Es kommt zur Deflation und die Konjunktur verlangsamt sich. Die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession.
Sollte die Inflation kein Problem mehr sein, senkt die Zentralbank wieder die Zinssätze, damit sich die Konjunktur erholen kann. Bei niedrigen Zinsen sinken die Tilgungsbeträge und Kredite werden wieder billiger. Die Nachfrage zieht an und die Wirtschaft expandiert wieder.
Im kurzfristigen Schuldenzyklus wird der Konsum demnach nur durch die Bereitschaft von Kreditgebern und -nehmern bestimmt, Kredite zu geben und zu nehmen. Diese Bereitschaft wird primär durch die Zinssätze gesteuert, welche die Zentralbank vorgibt. Der kurzfristige Zyklus läuft jahrzehntelang immer wieder nach demselben Prinzip ab. Jeder neue Zyklus bringt jedoch mehr Wachstum und Schulden hervor als sein Vorgänger. Die Menschen haben die Neigung, immer mehr auszugeben und neue Schulden aufzunehmen, anstatt die alten zu tilgen.
Der langfristige Schuldenzyklus
Langfristig betrachtet steigen die Schulden somit schneller als die Einkommen, was zum langfristigen Schuldenzyklus führt. Obwohl sich die Menschen immer weiter verschulden, erhalten sie trotzdem Kredite. Warum? Alle Menschen glauben an den Boom und konzentrieren sich nur auf das unlängst Geschehene: Die Einkommen und Vermögenswerte sind gestiegen, die Wirtschaft brummt.
Wenn dieses Verhalten überhand nimmt, bezeichnet man es als Blase. Die Schulden sind gestiegen, doch die Einkommen sind fast genauso schnell gestiegen und gleichen deshalb die Schuldenlast aus, sodass die Menschen noch kreditwürdig bleiben. Solange das Einkommen weiterhin steigt, bleibt die Schuldenlast kontrollierbar.
Der Schuldenabbau – Wirtschaft einfach erklärt
Die Menschen nehmen gewaltige Kredite auf, um Kapitalanlagen zu kaufen, die dadurch im Wert steigen. Die Leute fühlen sich reich und bleiben lange kreditwürdig aufgrund von Vermögenswerten und steigenden Einkommen. Das geht aber nicht immer so weiter.
Irgendwann wachsen die Tilgungsbeträge schneller als die Einkommen, sodass die Menschen ihre Ausgaben kürzen müssen und es zu einer Abwärtsspirale kommt. Die Einkommen sinken wieder. Wir erinnern uns: Die Ausgaben des einen sind das Einkommen des anderen. Ein geringeres Einkommen führt zu einer geringeren Kreditwürdigkeit, was abermals zu weniger Ausgaben führt. Der Zyklus kehrt sich um. Die Schuldenbelastung ist zu groß geworden, die Blase platzt. Die Wirtschaft beginnt mit dem Schuldenabbau.
Schuldenabbau bedeutet weniger Ausgaben, sinkende Einkommen, keine Kredite mehr, sinkende Anlagekurse, unter Druck geratene Banken, ein eingebrochener Aktienmarkt und soziale Spannungen. Kreditnehmer geraten unter Druck und können ihre Kredite nicht zurückzahlen. Sie müssen ihre Kapitalanlagen verkaufen. Durch das hohe Angebot sinken die Anlagekurse, der Aktienmarkt bricht ein und der Immobilienmarkt geht ebenfalls baden. Wenn die Werte der Kapitalanlagen sinken, sinken auch die Werte der Sicherheiten eines Schuldners, wodurch dieser noch kreditunwürdiger wird. Es ist ein Teufelskreis: Die Menschen fühlen sich mittellos.
Der Unterschied zu einer Rezession ist, dass die Zinsen in einer solchen Phase nicht gesenkt werden können, um die Nachfrage wieder anzukurbeln. Die Zinssätze sind bereits niedrig. Kreditgeber erkennen, dass die Schulden zu hoch geworden sind und fürchten nun um die Rückzahlung des verliehenen Geldes. Bei Kreditgebern und -nehmern stoppt das Interesse nach Krediten. Die gesamte Wirtschaft ist gewissermaßen kreditunwürdig geworden.
Es gibt vier Maßnahmen, die hohen Schulden der Wirtschaft abzubauen:
- Die Menschen, Unternehmen und der Staat reduzieren ihre Ausgaben.
- Die Schulden werden durch Umschuldung gesenkt.
- Vermögen wird von den Reichen zu den Armen umverteilt.
- Die Zentralbank druckt neues Geld.
Diese Möglichkeiten wurden bisher in jedem Schuldenabbau-Prozess der modernen Geschichte eingesetzt (z. B. in Japan in den 90er-Jahren).
Normalerweise werden zuerst die Ausgaben gekürzt. Man erwartet sich durch die Ausgabenkürzung eine Verringerung der Schuldenlast. Doch das Gegenteil tritt ein, denn die Ausgaben des einen sind das Einkommen des anderen. Die Einkommen fallen schneller als die Schulden, wodurch die Schuldenlast noch größer wird. Die Ausgabenkürzung wirkt deflationär und führt zu Entlassungswellen. So kommt es zu mehr Arbeitslosigkeit.
Der nächste Schritt ist also die Senkung der Schulden. Viele Kreditnehmer sind nicht mehr in der Lage, ihre Kredite zurückzuzahlen. Da die Schulden der Kreditnehmer das Vermögen der Banken sind, bangt man darum, dass die Banken zahlungsunfähig werden. Es gibt einen Sturm auf die Banken und diese geraten unter Druck. Menschen, Unternehmen und Banken geraten in Zahlungsverzug.
Die Depression
Diese wirtschaftliche Talfahrt wird als Depression bezeichnet. In einer Depression bemerken viele Menschen, dass ihr angenommenes Vermögen gar nicht existiert. Weil viele Kreditgeber ihr Vermögen nur ungern verschwinden sehen, sind sie dazu bereit, die Kreditnehmer umschulden zu lassen – zu geringeren Zinssätzen oder einer Rückzahlung über einen längeren Zeitraum. Die Schuldenlast verschlimmert sich dadurch abermals, weil die Einkommen und Vermögen weiterhin schneller sinken als die Schulden.
Die Regierung erzielt durch sinkende Einkommen weniger Steuereinnahmen und muss auf der anderen Seite mehr Geld für Sozialleistungen wie Arbeitslosenhilfe ausgeben. Hinzu kommt die staatliche Unterstützung für Unternehmen. Das staatliche Haushaltsdefizit explodiert deshalb im Rahmen des Schuldenabbaus.
Um das Defizit zu finanzieren, müssen entweder die Steuern oder die Verschuldung erhöht werden. Die Mehrheit der Menschen ist jedoch von sinkenden Einkommen betroffen oder arbeitslos. Woher soll das Geld also kommen? Von den Reichen! So kommen wir zu Schritt Nummer drei.
Der Staat erhöht also die Steuern für die Reichen, weil er mehr Geld braucht und der Reichtum sich in den Händen eines kleinen Prozentsatzes der Bevölkerung befindet. Wohlstand wird umverteilt von den Reichen zu den Armen.
Die Reichen fühlen sich allerdings von den aufgebrachten Armen, höheren Steuern und der schwachen Konjunktur bedrängt. Eine anhaltende Depression führt zu sozialen Unruhen, die auch in Krieg enden können.
Geld drucken – Wirtschaft einfach erklärt
Das angenommene Vermögen vieler Menschen war in Wahrheit Kredit und nimmt deshalb während einer Depression rapide ab. Die Menschen brauchen neues Geld.
Die Zentralbank kann dieses neue Geld drucken und ist auch gezwungen dazu. Geld drucken wirkt im Gegensatz zu allen anderen Möglichkeiten inflationär und wirtschaftsfördernd. Aus dem Nichts wird neues Geld geschaffen, dass die Zentralbank dafür nutzt, Staatsanleihen und Kapitalanlagen zu kaufen. Der Kauf von Kapitalanlagen durch die Zentralbank führt zu steigenden Anlagekursen, wodurch die Sicherheiten der Kreditnehmer wieder an Wert gewinnen. Dadurch werden die Menschen, die Kapitalanlagen besitzen, wieder kreditwürdiger. Den besitzlosen Menschen hilft dies aber nicht.
Die Zentralbank kann zwar Geld drucken, aber nur Finanzanlagen kaufen. Die Regierung kann im Gegensatz zur Zentralbank kein Geld drucken, aber Güter und Dienstleistungen erwerben und so das Geld unter die Bevölkerung bringen. Deshalb müssen beide Parteien zusammenarbeiten. Die Zentralbank kauft Staatsanleihen und leiht dem Staat dadurch Geld, wodurch dieser mehr Geld für Förderprogramme und Sozialhilfe zur Verfügung hat. Dies hilft bei der Senkung der Gesamtschuldenlast der Wirtschaft.
Die Einkommen müssen im Prozess des Schuldenabbaus schneller wachsen als die Schulden. Die Einkommenssteigerungsrate muss durch das Drucken von neuem Geld größer sein als der Zinssatz.
Die riskante Phase
Diese Phase ist eine sehr risikoreiche, weil Entscheidungsträger die vier Möglichkeiten gut abwägen müssen. Die deflationären Maßnahmen müssen die inflationären Maßnahmen ausgleichen, damit die wirtschaftliche Stabilität erhalten bleibt.
Geld drucken kann nämlich leicht missbraucht werden, weil es einfach ist und man es den Alternativen vorzieht. Druckt man zu viel Geld, führt dies zu einer hohen Inflation.
Wenn stattdessen die Balance zwischen den deflationären und inflationären Maßnahmen gefunden wird, ist ein Schuldenabbau nicht dramatisch und kann sogar schön sein. Er geht dann mit einem positiven realen Wirtschaftswachstum einher. Das Wachstum ist zwar langsam, aber die Schuldenlast sinkt.
Die Einkommen steigen wieder und die Kreditnehmer erscheinen wieder kreditwürdiger. Die Wirtschaft beginnt dann wieder zu wachsen. Selbst wenn der Schuldenabbauprozess schlecht durchgeführt wird, lässt sich das Problem irgendwann beheben. Es dauert ca. 7 bis 10 Jahre, bis die Wirtschaft sich wieder vollständig von einer wirtschaftlichen Depression erholt hat.
In Wirklichkeit ist die Wirtschaft natürlich ein wenig komplizierter, als wir es in diesem Beitrag dargestellt haben. Doch dieser Leitfaden hilft dir sicherlich zu verstehen, wie die zyklische Entwicklung der Wirtschaft zustande kommt.